Bürgermeisteramt: Reinbeker fühlen den drei Bewerbern zweieinhalb Stunden “auf den Zahn“

. Drei Kandidaten und ein bis auf den letzten Platz gefülltes Sachsenwald-Forum - das war am Mittwochabend die Kulisse für einen zweieinhalbstündigen Vorstellungsmarathon von Lars Bardua (48), Jürgen Vogt-Zembol (55) und Björn Warmer (39). Alle drei möchten Verwaltungschef im Reinbeker Rathaus werden und ließen sich dafür unter der Moderation von Rechtsanwalt Helmut Schmitt von den Bürgern zweieinhalb Stunden "auf den Zahn fühlen". Artig bedankten sich die Bewerber für jede noch so forsche Frage. Alle drei wissen: Jede Stimme zählt an der Wahlurne am 25. Mai.

Die Zuhörer nutzten die Gelegenheit und scheuten sich auch nicht, kritische Nachfragen zur Person zu stellen. So musste sich beispielsweise Kita-Leiter Lars Bardua (parteilos) von einem Wähler fragen lassen: "Wenn ich Sie richtig verstanden habe, haben Sie in den letzten Jahrzehnten in erster Linie nachgedacht und wollen sich jetzt den amerikanischen Traum vom Tellerwäscher zum Millionär erfüllen. Was aber bringen Sie als Qualifikationen mit, um in Reinbek Bürgermeister zu werden?"

Der 48-Jährige ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen, verwies auf seine jahrelange Persönlichkeitsbildung, seine Fähigkeiten als Krisen- und Konfliktmanager in der Kindertagesstätte, sein diplomatisches Gesprächsführungstalent und nicht zuletzt seine Erfahrungen als Ehemann und Familienvater. "Das Bürgermeisteramt ist kein Job, sondern eine Berufung. Als Bürgermeister muss man nicht alles wissen, sondern delegieren können", entgegnete er selbstbewusst und empfahl der Politik wenig später, einen Mediator, also einen Vermittler, in Anspruch zu nehmen. Denn das gute Miteinander, das er anstrebe, spiegele sich in der Reinbeker Politik nicht immer wider. Hier mangele es am Demokratieverständnis, sagte er.

"Ich arbeite seit vielen Jahren mit der Politik sehr gut zusammen", warf Jürgen Vogt-Zembol für sich in den Ring. Der 55-Jährige derzeitige Stellvertreter von Reinbeks amtierendem Bürgermeister Axel Bärendorf möchte Brücken schlagen zwischen der Verwaltung, der Politik und den Bürgern. Beteiligungsverfahren im Internet nannte er dabei ebenso als Beispiel wie Bürgersprechstunden. Ebenso liegen ihm die Unterstützung von Reinbeker Firmen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf am Herzen. Der Bergedorfer scheute sich auch nicht, heiße Eisen anzupacken und positionierte sich klar für eine Oberstufe an der Gemeinschaftsschule und eine Kooperation zwischen Wentorf und Reinbek. Da er lange Zeit Leiter des Umweltamtes war, nutzten die Zuhörer auch die Gelegenheit, seine ökologischen Einstellungen abzuklopfen. So ging es nicht nur um die Frage, wie Vogt-Zembol zum Thema Fracking ("da müssen wir einen Riegel vorschieben") steht, sondern auch darum, was er von der einst geplanten und umstrittenen Biogasanlage in Ohe gehalten habe. Die ehrliche Antwort. "Ich habe das anfangs durchaus befürwortet."

Scheu, sich klar zu positionieren, hatte auch Björn Warmer nicht. Der 39-Jährige, der sich auf der großen Bühne wohlzufühlen schien und für den einen oder anderen Lacher sorgte, gewährte den Bürgern Einblicke in sein Privatleben und betonte, dass er ein Familienmensch sei, der es genieße, dass alle aufeinander aufpassen und füreinander da sind. Letzteres möchte er auch für die Reinbeker Bürger. Ansprechbar sein, Prozesse transparent gestalten, Vermittler sein, tragbare Kompromisse erzielen - das steht für den langjährigen Wentorfer Kommunalpolitiker, Juristen und Verwaltungsfachmann ganz oben. Für ihn muss ein Bürgermeister sehr wohl eine eigene Meinung haben und sie auch vertreten, aber auch "so neutral sein wie die Schweiz".

Am Ende eines langen Abends appellierte er an die Reinbeker: "Gehen Sie zur Wahl und nehmen Sie auch noch Ihre Nachbarn und Freunde mit."