Spaziergang: Hund und Katze in harmonischer Eintracht

Den Vergleich 'wie Hund' und Katz' kennt jeder. Er spricht nicht gerade für ein harmonisches Miteinander der Vierpfötler. Umso mehr reiben sich Anwohner und Spaziergänger rund um den Reinbeker Friedhof die Augen, wenn sie am Morgen Waltraud Lühr (48), Lucky (8) und Schepsi (5) begegnen. Gemütlich zieht das Trio aus Mensch, Hund und Kater seine Runde. Nur wenn fremde Hunde auftauchen, verschwindet die ansonsten mutige Samtpfote kurz ins Gebüsch.

Der hübsche kleine Kater beteiligte sich erst nur gelegentlich, nun regelmäßiger an den morgendlichen Spaziergängen. "Ich bin immer froh, wenn wir die Klosterbergenstraße hinter uns haben. Aber er ist sehr vorsichtig beim Überqueren der Straßen", sagt die Besitzerin. Sie amüsiert sich, wenn sie unterwegs auf ihre Begleitung angesprochen, von den Friedhofsmitarbeitern gegrüßt und nach Schepsis Verbleib gefragt wird, wenn er mal nicht dabei ist. "Manchmal hat Schepsi etwas anderes vor", sagt die Besitzerin schmunzelnd.

Sie kam eher ungewollt auf den Kater. "Ich hatte mit Miezen nicht viel am Hut. Mein Vater war Jäger, da galten Katzen nicht viel", sagt sie. Doch dann hatten Lührs plötzlich "Mitbewohner" in der Zwischendecke ihres Hauses. Der Kammerjäger wollte nicht nur Giftköder legen und die Decke aufbohren, sondern auch noch ziemlich viel Geld dafür haben, um die Mäuse zu vertreiben. "Gift ging wegen des Hundes nicht. So hat mein Mann entschieden, dass eine Katze ins Haus muss", erinnert sie sich.

Kaum hatte die 48-Jährige ihren Segen gegeben, fuhren ihr Mann Kay (51), Sohn Robin (18) und Tochter Merle (15) ins Tierheim. "Schepsi hat Robin sein Pfötchen durchs Gitter gegeben", erzählt die Reinbekerin. Der Kater hatte nicht nur schnell die Herzen der drei, sondern auch die von Berner Sennenhündin Lucky und Waltrau Lühr erobert. "Er sprang mir auf den Schoss, als hätte er gewusst, dass hier was zu erledigen ist", sagt sie. Mittlerweile ist der kleine Kater ein unverzichtbares Familienmitglied neben Lucky, einer Meerschwein-Familie und zwei Kaninchen.

"Schepsi und Lucky sind die sensiblen Tröster. Wenn einer Bauchweh oder Kummer hat, sind sie zur Stelle." Wohl nicht nur bei Lührs. Denn Freigänger Schepsi hat mittlerweile viele Fans in der Nachbarschaft. "Als wir mit ihm beim Tierarzt waren, schaute ein Kind in seine Box und sagte: 'Guck mal, der sieht aus wie unser Gastkater'. Es stellte sich raus, dass die Familie zwei Straßen weiter wohnt und Schepsi füttert. Wir sind froh, dass wir wissen, dass er dorthin marschiert", sagt Waltraud Lühr.

Nur einmal bekam es die Familie mit der Angst zu tun. "Nach zweieinhalb Tagen war er immer noch nicht wieder da. Schließlich haben wir ihn bei Nachbarn im Schuppen gefunden. Er war aus Versehen eingesperrt worden." Die Erleichterung war groß, als er dringend nach Futter maunzend die Küche enterte. Ende gut, alles gut.

Die Mäuse waren übrigens ruckzuck verschwunden. Das Gute: Der Kater hat sie nicht der Familie als Trophäe präsentiert, sondern sie lautlos "entsorgt".