Wahl: Jürgen Vogt-Zembol (55) will Reinbeks neuer Bürgermeister werden - im Rathaus ist er schon

Im Büro von Jürgen Vogt-Zembol herrscht wohl eine Wohlfühlatmosphäre. Wie sonst ist es zu erklären, dass ein Weihnachtsstern auf seinem Schreibtisch noch kurz vor Ostern in voller, roter Blüte steht? "Nein, ich rede nicht mit ihm", scherzt der 55-jährige Bergedorfer, der sich am 25. Mai für das Bürgermeisteramt in Reinbek zur Wahl stellt. Unterstützung bekommt der parteilose Kandidat dafür von der CDU.

Das Büro, in das er gern einziehen würde, hat er von seinem Arbeitsplatz aus schon jetzt fest im Blick. Denn Jürgen Vogt-Zembol, der morgens nicht nur zum Brötchenholen, sondern auch zur Arbeit mit dem Fahrrad fährt, ist Büroleitender Beamter und damit interner Stellvertreter von Reinbeks derzeitigem Bürgermeister Axel Bärendorf.

Seine Laufbahn in der Reinbeker Stadtverwaltung begann 1989 im Umweltamt. In der Anfangszeit zog sich Vogt-Zembol, der heute mit Anzug und Krawatte auftritt, des Öfteren auch einen weißen Kittel über. Denn vor 25 Jahren gab es auf dem Gelände des Betriebshofes noch ein kleines Labor, in dem der studierte Biologe selbst Gewässerproben analysierte. Heute übernehmen diese Arbeit größere Labore.

Dass man mit einem Studium der Meeresbiologie und Biochemie auch in einer Verwaltung gut aufgehoben ist, ahnte Vogt-Zembol schon in jungen Jahren. "Umweltschutz und Ökologie passen prima dorthin. Schließlich kann man hier etwas für den Bürger tun", betont der langjährige Verwaltungsmitarbeiter. Die Leitung des Umweltamtes übernahm er 1992 und erinnert sich noch gut an die lebhaften Diskussionen, die es vor Jahren um die Baumschutzsatzung im Rathaus gegeben hat. Seitdem weiß er: "Bäume wecken Emotionen. Und das verstehe ich auch." Er selbst verweist auf seinen Kompromissvorschlag, nach dem Bäume bis zu einem Stammdurchmesser von 30 Zentimetern geschlagen werden dürfen.

Dass er das Reinbeker Rathaus und die meisten Kommunalpolitiker, Vereinsvorsitzenden und ehrenamtlich Engagierten bereits seit Jahrzehnten kennt, sieht er als Vorteil an. Eine Einarbeitungszeit auf dem Chefsessel entfalle bei den meisten Themen. Zudem sei er bereits jetzt gut über die Stadtgrenzen hinaus vernetzt. Als Mitglied einiger Arbeitsgemeinschaften im Städtebund Schleswig-Holstein öffneten die Treffen den Blick für viele interessante Aspekte auch außerhalb der eigenen Stadt.

Sollte er am 25. Mai zum Bürgermeister gewählt werden, möchte der Vater zweier erwachsener Söhne die Kommunikation mit den Bürgern stärken. Als Beispiel nennt er das "liquid-feedback-Verfahren", bei dem Bürger Stellung zu unterschiedlichsten Themen nehmen können. "Ich möchte etwas gegen Politikverdrossenheit und Wahlmüdigkeit tun und den Bürgern vermitteln, dass sie gehört werden", so Vogt-Zembol. Viel Frust könne so im Vorfeld vermieden werden.

Im Rathaus selbst würde er als Verwaltungschef auf ein Team setzen, das er schon lange kennt. Dass man mit Respekt, Rücksichtnahme und Teamgeist am weitesten kommt, hat der Bergedorfer schon als 18-Jähriger festgestellt. Aufgewachsen in Rheinland-Pfalz, absolvierte er nämlich nach der Schule eine Ausbildung zum nautischen Offizierassistenten, reiste auf Frachtschiffen der Hapag Lloyd bis nach Südamerika. Heute geht es zur Entspannung in andere Länder, gern zum Skifahren nach Österreich oder Südtirol und im Sommer an den Comer See. Müsste sich Vogt-Zembol als Bürgermeister in einem Satz beschreiben, sagte er: "Ich möchte Brücken bauen zwischen der Verwaltung, den Politikern und den Bürgern."

Wer Jürgen Vogt-Zembol kennenlernen möchte, hat dazu am Ostersonnabend Gelegenheit. Zusammen mit CDU-Politikern wird er ab 9 Uhr auf dem Täbyplatz Interessierten Rede und Antwort stehen.