Ausstellung: Die Sammler Bernhard Donati und Brigitte Sand entführen Besucher in das alte Japan

Ein traditioneller Kimono hat keine Taschen. Wohin aber mit Tabak, Medizin oder einem Siegel, wenn man das japanische Gewand trägt, das mit einem breiten Gürtel zusammengehalten wird? Dafür hatten die alten Japaner eine ebenso einfache wie wunderschöne Lösung. "Sie trugen einen Inro bei sich, einen kunstvoll bemalten Behälter", weiß der Reinbeker Bernhard Donati. Dieser wurde mit einem sogenannten Netsuke, einer kleinen geschnitzten Figur aus Elfenbein, Horn oder Buchsbaumwurzelholz, am Gürtel befestigt. Die Netsukes sind wahre Kunststücke, die in eine Hand passen, gedreht und gewendet werden können und viel zu schade sind, um sie unter dicken Stoffbahnen verschwinden zu lassen.

Davon können sich Interessierte vom 13. April bis 13. Juli im Museum Rade selbst überzeugen. Denn der Reinbeker Bernhard Donati stellt dort zahlreiche Exponate seiner umfangreichen Japan-Sammlung aus. Übernommen hat er diese von seinen Eltern, die von 1923 bis 1927 in Japan lebten. In einer Zeit, als es nicht "zehn Stunden mit dem Flugzeug, sondern sechs Wochen mit dem Schiff dauerte, um überhaupt dorthin zu kommen", erzählt der 85-Jährige.

Wenn er heute in seinem Wintergarten an der Bahnsenallee sitzt, kann er sich noch gut an die Sonntagnachmittage seiner Kindheit und Jugend erinnern. Bei Kaffee und Kuchen las sein Vater aus den Büchern von Lafcadio Hearn vor - der Schriftsteller mit irisch-griechischen Wurzeln war nach Japan ausgewandert und prägte Anfang des 20. Jahrhunderts mit seinen Texten das Bild der Europäer von Japan. Heute sind die Bücher, die noch immer im Regal seines Elternhauses stehen, vergilbt und abgegriffen - die Bilder, die Bernhard Donati mit den Geschichten verbindet, sind aber noch heute in seinem Kopf. "Ich war nie selbst in Japan, weil ich mich an das alte, beschauliche Japan erinnern möchte, von dem ich in meiner Kindheit gehört habe", so der alteingesessene Reinbeker.

Wie angesehen seine Mutter und sein Vater in Japan waren, hat er erst begriffen, als er Briefe las, die alte Freunde seiner Eltern nach Reinbek geschickt hatten. "Meine Eltern hatten direkt begonnen, Japanisch zu lernen, als mein Vater das Angebot bekam, für Siemens in Japan zu arbeiten", erzählt Donati. Weil sie sich so bemühten, die Landessprache zu verstehen, waren sie von Anfang an akzeptiert", sagt der Sohn heute stolz.

Als die Eltern nach vier Jahren in der Ferne wieder nach Reinbek zogen, brachten sie zahlreiche Kisten und Kästen mit Kunst nach Norddeutschland. Keramik, kleine Figuren, sogar einen stattlichen koreanischen Medizinschrank, der noch heute den Flur im Obergeschoss schmückt. Aufbauend auf den kleinen und großen Schätzen seiner Eltern ergänzte Bernhard Donati die Sammlung noch. Ihm haben es besonders die Netsukes angetan. "Einige sind wahre Handschmeichler, an denen man immer wieder etwas Neues entdeckt." Zum Teil monatelang saß ein Handwerker an einem Netsuke. "Wenn er sich ganz zum Schluss verschnitzt hat, war alles umsonst", weiß der 85-Jährige. Unendlich viel Spaß hat es ihm gemacht, in den letzten Monaten die Ausstellung im Museum Rade zusammenzustellen. Und dabei hat auch der Zufall mitgespielt.

Auf einer Busreise kam er in der letzten Reihe mit Brigitte Sand ins Gespräch. Die Reinbekerin war von 1975 bis 1982 im auswärtigen Schuldienst in Tokio eingesetzt - auch sie hatte viele Erinnerungsstücke im Gepäck, als sie nach Deutschland zurückkam. Brigitte Sand wird auch den Einführungsvortrag am Sonntag, 13. April, 11.30 Uhr, im Museum Rade halten. Die beiden Sammler und Bernd Kraske, Leiter des Museums Rade, freuen sich über zahlreiche Gäste.

Die können dann auch einen mindestens 30 Jahre alten Bonsai bewundern. "Den buddele ich für die Ausstellung noch aus dem Garten", verspricht Donati.