Straßenausbau: Voller Erfolg für die Anwohner: Auf ihren Wunsch ändern Politiker den Beschluss

Jubel ist nach einer politischen Sitzung selten zu hören. Doch am Donnerstagabend nach der Sitzung der Gemeindevertretung hatten die Anwohner der Straße Tubben einen Grund zum Feiern: Die Politiker änderten den Beschluss des Liegenschaftsausschusses, den Tubben auf konventionelle Weise auszubauen. Auf Wunsch der Anwohner wird die Straße nun zur verkehrberuhigten Spielstraße mit Tempo 11 ausgebaut.

Dafür hatten sich auch 55 von 60 Anwohnern, sowohl Mieter als auch Eigentümer, mit einer Unterschriftensammlung ausgesprochen. Die hatten die Anlieger einige Tage vor der Sitzung Bürgermeister Matthias Heidelberg überreicht.

"Mehr als 90 Prozent der Anwohner wünschen sich eine verkehrsberuhigte Straße", erinnerte einer der Unterzeichner während der Sitzung. "Sicherheit und Parkplätze waren für den Beschluss des Liegenschaftsausschusses ausschlaggebend. Aber es gibt dort seit den 1960er-Jahren eine gemeinsame Verkehrsfläche für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer. Und es ist nie etwas passiert." Bisher besteht der Tubben, der die Straßen Am Sportplatz und Schanze verbindet, aus einer asphaltierten Fahrbahn ohne Gehwege. Die Mitglieder des Fachausschusses aber wollten das ändern und Kantsteine setzen lassen. "Bei 14 Kindern, die an der Straße leben, können wir nicht verhindern, dass ein Ball auf die Straße fliegt - egal, ob es einen Gehweg gibt oder nicht", sagten die Bürger. Die Anwohner baten jetzt darum, dass die Politik ihren Wünschen entspricht.

Die Politiker waren überrascht. "Wir hatten geglaubt, nach ihren Wünschen zu entscheiden", sagte Harro Vogt für die CDU. Tatsächlich hatte der Ausschuss die Anwohner sogar bei der Art der Beleuchtung mitreden lassen. Hans-Joachim Hass (UWW) und Wolfgang Warmer (SPD) wiesen darauf hin, dass die Straße auch von allen anderen Bürgern genutzt und auch bezahlt wird. Der Anteil der Anwohner liegt bei 120 000 Euro, der der Gemeinde bei 180 000 Euro. "Es gibt gute Gründe dafür, dass die Entscheidung nicht in Händen der unmittelbar Betroffenen liegt", sagte Warmer. "Aber was spricht eigentlich dagegen? Es geht um eine relativ kleine Straße." Hass führte an, dass es preislich zwischen der klassischen und der verkehrsberuhigten Variante kaum einen Unterschied gebe.

Bündnis 90/Die Grünen und auch die FDP beantragten jeweils sogar, den Ausbau nochmals zu überdenken. Doch dem wollten die anderen Fraktionen nicht folgen. Bereits im Dezember 2013 hatten sie beschlossen, dass der Tubben ausgebaut werden muss. In einer Untersuchung wurde der Unterbau bemängelt; außerdem müssten die Regenwasserleitungen erneuert werden.

Doch die Politiker ließen sich überzeugen: Bei einer Enthaltung votierten sie für die Spielstraße. "Das war schon klasse", stellte Anwohner Christian Knäpper fest. "Eine wirklich beispielhafte Bürgerbeteiligung." Dass die Politiker sich doch noch den Bürgerwünschen gebeugt haben, rechne er ihnen hoch an.