Ansprechpartner: Selbsthilfegruppen stellen sich mit einer Wanderausstellung im Rathaus vor

Hans Neipp war 48 Jahre alt, als ihn die Diagnose traf: Parkinson! Weil er im Berufsleben stand, versuchte der Familienvater, seine Krankheit zu verbergen. "Irgendwann ging es nicht mehr", erinnert sich der heute 66-Jährige.

Der Tremor, die Verlangsamung der Bewegungsabläufe, die Handschrift, die unleserlicher wird - keine Schauspielerei konnte die Symptome mehr überdecken. "Ich einigte mich mit meinem Arbeitgeber, aber seelisch fiel ich in ein tiefes Loch." Damit es anderen Betroffenen nicht auch so geht, engagiert sich der Reinbeker heute in der Selbsthilfegruppe "Parkinson", Regionalgruppe Hamburg. "Ich brauche auf Lebensqualität nicht zu verzichten", sagt er. Durch Erfahrungsaustausch, Sport und Reisen bewahre er sich vor der Depressionen. Neipp: "Das will ich weitergeben." Dieses Anliegen teilt er mit Engagierten, die sich in zehn weiteren Selbsthilfegruppen im Rathaus vorstellen. Bis Montag, 31. März, können Besucher die Wanderausstellung ansehen. Präsentiert wird etwa die Selbsthilfe in Demenzfragen, bei Lipödem (hormonell bedingte Fettleibigkeit) oder Multiple Sklerose. Neu hinzu gekommen ist die "Frauenselbsthilfe nach Krebs", Gruppe Reinbek.

Neben der Hilfe bei Erkrankungen und Suchtverhalten können Interessierte Kontakte zu familienunterstützenden Einrichtungen knüpfen. Sie helfen Alleinerziehenden weiter oder halten Netzwerke für Senioren bereit.

Annekatrin Brinkmann und Thomas Scheld vom kreisweiten "Kontakt Information Beratung im Selbsthilfebereich" (kurz KIBIS) sind die Ansprechpartner für die Ausstellung. Nach Ahrensburg, Bargteheide und Glinde ist Reinbek der vierte Standort. "Wir symbolisieren jede Gruppe durch einen Stuhl", erklärt Brinkmann. Die Gruppen gestalteten die jeweiligen Stühle selbst. "Sich zu setzen bedeutet, dass man sich Zeit nimmt, miteinander redet, und einen festen Halt hat", so Brinkmann und fügt hinzu: "Hilfesuchende sind immer erleichtert, wenn sie sehen, dass sie nicht allein sind."

Ingrid Jensen von der Selbsthilfegruppe Lipödem bestätigt: "Mobbing und Vorurteile kommen ganz oft zu der Krankheit noch hinzu." "Da ist es wichtig, Tipps von jenen zu bekommen, denen es genauso geht."

Hans Neipp findet, dass über die Selbsthilfegruppen die Anliegen in die Öffentlichkeit getragen werden. "Und das hat dazu beigetragen, die Forschung zu Parkinson zu forcieren", ist er sich sicher. "Heute gibt es weitaus mehr Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten als noch vor zehn, 20 oder gar 30 Jahren." Schließlich habe er über seine Arbeit in der Selbsthilfegruppe auch sehr nette Leute kennengelernt. Wie etwa Ursula Bandemeier (67), eine weitere Sprecherin der Gruppe.

KIBIS unterstützt nicht nur Selbsthilfegruppen, sondern hilft auch bei deren Gründung.

Kontakt unter Telefon (041 02) 99 55 94, E-Mail: info@kibis-stormarn.de.