Abriss: Mehr als hundert Jahre altes Forsthaus weicht an der Hamburger Straße einem modernen Neubau

. Mehr als hundert Jahre hat das Forsthaus an der Hamburger Straße den Ortseingang geprägt. Gestern rückte ein gelber Sortiergreifer dem roten Backsteinbau aufs Gemäuer. "Heute Abend steht hier nichts mehr", prophezeite Jan Pankow, Mitarbeiter der Firma Meyer Bau aus Reinbek, schon gestern gegen Mittag. Mitte nächster Woche wird von dem Forsthaus gar nichts mehr zu sehen sein.

Für Pankow begann der Tag mit einer Reise in die Vergangenheit, denn auf dem Dachboden fanden er und seine Kollegen alte Speisekarten des griechischen Restaurants, das lange Zeit im Erdgeschoss seine Gäste verköstigte. "Ich habe immer die Platte des Hauses gegessen", erinnert sich der 53-Jährige an schöne Abende mit seiner Frau.

Das Haus ist seit 1908 im Besitz der Familie Bentin, die auf dem Grundstück nun bauen möchte. Schon im vergangenen Jahr präsentierte Annette Bentin Pläne, wonach ein Anbau, ein rechter Flügel für das bereits bestehende Mehrfamilienhaus an der Hamburger Straße, entstehen soll. Angedacht sind mehrere Wohnungen plus zwei im Staffelgeschoss. Die Erdgeschosswohnungen sollen barrierefrei werden, haben sogar einen kleinen Garten. Das Projekt hatte sich schon Anfang letzten Jahres herumgesprochen, es gab sofort Interessenten. Die Überlegungen, das alte Forsthaus neu zu vermieten, hatten sich vor einiger Zeit zerschlagen. Zu umfangreich und kostspielig wären die Renovierungsarbeiten. "Die Auflagen für einen Gastronomiebereich sind sehr hoch. Eine Vermietung an mehrere Mieter ist schwierig, weil beispielsweise die Heizungsanlage alt ist und auf einen Nutzer und nicht mehrere ausgelegt ist", erklärte Annette Bentin schon vor einem Jahr.

Ihre Großmutter, die das Haus 1908 als Kate übernommen und zu heutiger Größe ausgebaut hatte, erzählte oft von Zeiten, als es im Forsthaus noch "Danz op de Deel" gab. Den alten Dielenboden konnte man bis gestern Morgen noch im hinteren Bereich des Gebäudes bewundern.

Noch in den 1930er-Jahren stand das Forsthaus so gut wie allein auf der Kreuzung, von der aus es nach Glinde, Lohbrügge, Reinbek und Hamburg geht. Doch auch diese Zeiten sind schon sehr lange vorbei.