Ausnahmetalent: Christa-Maria Stangorra spielt, seitdem sie vier Jahre alt ist

Das Instrument, dem Christa-Maria Stangorra derzeit die schönsten Töne entlockt, ist stolze 283 Jahre alt. Die Violine, die der Geigenbaumeister Giovanni Grancino vor Jahrhunderten in Mailand anfertigte, ist durch unzählige Hände gegangen. "Und jeder Spieler hat den heutigen Klang mitgeformt", schwärmt die 18-Jährige, die in Reinbek lebt. Ihrem außergewöhnlichen Talent hat sie es zu verdanken, dass ein so wertvolles Instrument für mindestens ein Jahr in ihrem Besitz ist. Verliehen hat es ihr die Deutsche Stiftung Musikleben, die seit 1962 bundesweit den Spitzennachwuchs in der klassischen Musik fördert. Sie verleiht Instrumente, vergibt Stipendien, und kooperiert mit namhaften Festivals und großen Orchestern.

Schon im Alter von zwei Jahren wünschte sich Christa-Maria Stangorra eine Geige. Die bekam sie auch, konnte sie allerdings erst zwei Jahre später überhaupt halten. "Vorher war ich einfach zu klein", erinnert sich die Geigerin, die aus einer musikalischen Familie stammt. Ihre Mutter ist Pianistin, der Vater Musikkritiker, die Tante Mitglied der Bamberger Symphoniker, ihr Bruder seit neuestem Sänger beim berühmten Knabenchor, den Thomanern aus Leipzig. "Musik liegt mir einfach im Blut", erzählt die junge Frau, die mit ihrer Geige schon weit in Europa herumgekommen ist. Frankreich, Italien, Polen, England - überall hat sie schon gespielt. Ihren Schulabschluss hat sie in London gemacht, auf der bekannten Purcell-School für Musik. Jetzt studiert sie an der Musikhochschule in Hamburg, pendelt täglich von Reinbek in die Stadt.

"Mein erster Griff geht morgens zur Geige", erzählt die Studentin, die mehrere Stunden am Tag übt. Selbst in ihrer Freizeit geht sie am liebsten in klassische Konzerte. Zeit für Kino oder Sport bleibe da kaum, gibt sie zu.

Doch der Fleiß zahlt sich aus. Schon in so jungen Jahren war die Reinbekerin im Sommer 2013 beim Schleswig-Holstein-Musikfestival zu hören. In den Jahren davor trat sie beim Festival Mecklenburg-Vorpommern auf. Beim Neujahrskonzert 2013 des Staatstheaters Darmstadt spielte sie mit dem Staatsorchester.

Bereut hat sie es nie, dass sie ihr Leben ganz der Violine und der Klassik widmet. "Nur mit elf, zwölf Jahren habe ich kurz überlegt, ob ich nicht doch lieber professionelle Balletttänzerin werden möchte", erinnert sie sich. Das Argument, dass in diesem Beruf meist schon mit 30 Jahren Schluss sei, habe sie dann doch überzeugt.

Wer Christa-Maria Stangorra hören möchte, hat dazu im September die Gelegenheit. Die 18-Jährige wird sich mit elf anderen 16- bis 21-Jährigen beim Wettbewerb "tonali 2014" (www.tonali.de) messen. Wer es dabei ins Finale schafft, darf mit der Kammerphilharmonie Bremen ein Violinkonzert im großen Saal der Laeiszhalle geben.