Bürgerpreis: Tanzpädagogin Sonne Leddin setzt sich seit 18 Jahren für Menschen in Not ein

Gut 30 Tonnen Medikamente und Hilfsgüter für Menschen in Not haben in den vergangenen 17 Jahren den Keller von Sonne Leddin passiert. Jedes Teil, von der Salbe über das Verbandsmaterial bis zur Tabletten-Verpackung, wurde auf Unversehrtheit, Beipackzettel und Haltbarkeit kontrolliert, um dann nach 18 Anwendungsbereichen in Kartons sortiert zu werden. Bevor die Spenden, die der Aumühler Verein "Medikamentenhilfe für Menschen in Not" von bundesweit 180 Ärzten, Apotheken und Pharmaunternehmen bekommt, das Haus wieder verlassen, werden sie noch einmal von einem Apotheker geprüft und in der Sprache des Ziellandes beschriftet. Denn die deutschen Gesetze sind streng, auch wenn es um Hilfen für mittellose Menschen geht. Doch das hat Sonne Leddin, die die Initiative 1996 und den Verein 2010 gründete, nie geschreckt. Für ihr großes und kontinuierliches Engagement ist die Tanzpädagogin jetzt für den Bürgerpreis der Volksbank Bergedorf und der Bergedorfer Zeitung vorgeschlagen.

"Zur Medikamentenhilfe bin ich zufällig gekommen. Ein Wohltorfer Arzt sammelte Anfang der 1990er-Jahre Medikamente für Jugoslawien und später auch für die Ukraine. Ich habe gern mitgeholfen. Als ich bei der Auslieferung in Kiew dabei war, hat sich mein Blick für die Not geschärft. Denn sie versteckt sich und tarnt sich gut", berichtet Sonne Leddin. Nach vier Jahren beendete der Arzt damals sein Engagement. "Ich hatte mittlerweile so viele Kontakte und das Know-how, dass ich mir zugetraut habe, eine eigene Organisation aufzubauen", sagt sie.

Wichtig sei dabei die humanitäre Hilfe, bei der beide Richtungen als gleich wichtig geachtet würden: "Wo kommt die Spende her? Wo geht sie hin? Der Spender bekommt immer ein Dankesschreiben, und beim Empfänger achten wir sehr darauf, dass niemand beschämt wird", betont die Vereinsvorsitzende. Sie habe damals offene Türen bei Ärzten und Apothekern eingerannt. "Wir müssen den Überfluss nutzen", habe sie oft gehört. Kein Wunder, dass der Wentorfer Allgemeinmediziner Dr. Torsten Diederich und auch Apotheker Mario Hartig Vorstandsmitglieder sind, die noch von der Juristin Harteke Klussmann und Bankkauffrau und Schwiegertochter Lena Leddin unterstützt werden. Wichtig sind als Spender auch die Arzneimittelhersteller, die dem Verein beispielsweise gern Rückläufer überlassen, die sonst sehr teuer vernichtet werden müssten. "Das sind alles wertvolle und unbenutzte Medikamente."

Doch die 30 Tonnen im Wert von etwa 4,2 Millionen Euro, die sie mit Hilfe ihres Mannes und eines unermüdlichen Teams von 30 hilfsbereiten Freunden durch den Keller geschleust hat, trösten über die Verschwendung aus Sicherheitsgründen hinweg. Immerhin konnte so Kliniken in Rumänien, in Kaunas/Litauen, in Argentinien, Tibet, Eritrea, Afghanistan, Bosnien-Herzegowina und in vielen anderen Ländern geholfen werden. Wobei stets darauf geachtet wurde, dass die Transporte möglichst als Beiladungen anderer Hilfsorganisationen an ihr Ziel gelangten. "So konnten wir die Transportkosten niedrig halten, die aus Spenden wie zum Beispiel des Lions Clubs Hamburg-Sachsenwald mitfinanziert werden", sagt die agile Frau, die ihren Blick nicht nur auf die ferne Not richtet.

Auch in Hamburg hilft der Verein. Dank eines Apothekers, der sein Know-how und seine Apotheke zur Verfügung stellt, können seit 2006 auch die Hamburger Projekte "Krankenstube für Obdachlose" der Caritas, die diakonische Einrichtung "Alimaus" und seit 2011 die "Malteser Migranten Medizin" mit speziellen Medikamenten versorgt werden. Der größte Traum von Sonne Leddin ist, dass andere Menschen ihrem Beispiel folgen und selbst eine neue Medikamentenhilfe aufbauen.

Weitere Informationen im Internet: www.medikamentenhilfe-fuer-menschen-in-not.de .