Reinbek (cn). “Wer will denn mal seinen Arm in Gips haben“, fragt Uta Gebhard in die Menge. “Ich! Hier, ich auch!“, rufen alle und ein Dutzend Kinderarme strecken sich der 54-jährigen Krankenschwester entgegen.

Die Frau im blauen Schwesternkittel sortiert die kleinen "Patienten": "Du bekommst einen Gips, Du einen Fingerverband und ihr drei, ihr kriegt einen Kopfverband."

Verletzt sind die fünf- bis sechsjährigen Mädchen und Jungs aus der Kindergruppe "Kunterbunt" freilich nicht. Sie dürfen nur mal hinter die Kulissen im Krankenhaus St. Adolf-Stift blicken. "Das machen wir immer mit unserer Abschlussgruppe", erklärt Anja Knaack vom "Verein zur Förderung im Vorschulalter". Denn die Initiatoren (Werbespruch: "Bildung von Anfang an") haben sich vorgenommen, "ihre" Kinder so gut wie möglich auf die Herausforderungen des Alltags vorzubereiten. Knaack: "Wir haben in unserer Kindergruppe kein Spielzeug, basteln viel und machen Rollenspiele und Ausflüge."

So haben die Kinder in den vergangenen Wochen Tische zu Krankenbetten umfunktioniert, aus Leitern Rettungstragen gebastelt. Sie haben geübt, wie man nach einem Fahrradunfall Hilfe holt, einen Verband anlegt und was beim Notruf zu beachten ist, bis der Rettungswagen kommt. Der Besuch in der Klinik soll die Rollenspiele vertiefen.

Auf dem Besichtigungsprogramm steht die Entbindungsstation mit Kreißsaal und Stillzimmer. "Süß, so klein war ich auch mal", ruft Jette entzückt. Dann geht es in die Physiotherapie an die Trainingsgeräte. "Das ist ja wie im Fitnesscenter", meint Mica, und Lasse entdeckt: "Die haben hier sogar ein Schwimmbad." Alle dürfen mal den Finger ins 32 Grad warme Wasser stecken. In der Chirurgie wird dann gegipst, verbunden und geschient.

"Die Kinder verlieren so die Berührungsangst vor der Klinik", sagt Krankenpflegeschülerin Julia Buhl (20) und legt die Verbände so behutsam an, als versorge sie wirklich Verletzte. Nele (6): "Es tat gar nicht weh!"