High Heels: Britta Birckner vermittelt Lebensgefühl auf 12,5 Zentimetern in mobiler Laufschule

Blauer Himmel, quietschgelbe Lackstilettos. Britta Birckner hat für jede Stimmung die richtigen Schuhe. Ob tanzend auf der Schlossmauer oder mit dem Koffer unterwegs zum nächsten Workshop: Die 55-Jährige hält die Balance, obwohl sie auf 12,4 Zentimetern unterwegs ist. Der Laufsteg für ihre High Heels sind Bahnsteige, Supermärkte, Tanzsäle oder Fußwege, das ganz normale Alltagspflaster. Die Schuhe, die Frauen glücklich, attraktiver und selbstbewusster machen, gehören ihrer Meinung nach nicht nur an die Füße schöner Models. Seit 40 Jahren trägt sie High Heels. "Mit meinem ersten Paar bin ich einmal um die Alster gelaufen", erinnert sie sich.

"Sehen Sie, die Fesseln und Oberschenkel werden schlanker", demonstriert sie und zeigt ihr Lieblingspaar. Elegante schwarze Stiefeletten mit superspitzem Absatz. High Heels sind für die gelernte Versicherungskauffrau nicht einfach Schuhe mit hohen Absätzen. "Sie sind ein Ausdruck von Weiblichkeit", schwärmt sie. Frau muss sich auf ihnen viel bewusster bewegen, der Beckenboden werde gestärkt ("das spart die Beckenbodengymnastik") und der Gang aufrechter.

Doch die hüftwiegende Fortbewegung birgt auch Risiken: Je kleiner die Auftrittsfläche des Absatzes ist, umso höher ist die Verletzungsgefahr. Ein sicheres Gehen in Schuhen mit Absatzhöhen zwischen zehn und 14 Zentimetern erfordert Übung. Birckner hilft Frauen deshalb auf den Stöckel. Mit Firmensitz in Reinbek gründete die Lauftrainerin die erste mobile "High Heel School" Deutschlands. Laufen lernen auf hohem Niveau, frei nach dem Motto: "Schuhe können Dein Leben verändern". Und dafür stehen 172 Paare bereit. Vom Fetisch-Schuh mit 21 Zentimetern bis zum Einsteigermodell ab zehn Zentimetern. Frauen und Männer haben die Wahl zwischen kreischenden Modellen mit pinkfarbenen Blumenmustern und gepunkteten Schleifen, klassischen Lackleder-Modellen oder schwarzen Klassikern mit glänzenden Metallnoppen.

Auf ihnen üben sich Verkäuferinnen neben Busfahrerinnen oder Tierärztinnen. In viereinhalb Stunden überwinden die Lauf-Schüler Hindernisse, schulen ihr Gleichgewicht und bekommen eine kleine Schuhlehre und Tipps gegen den Schmerz mit auf den Weg.

High Heels zu tragen, ist ein Gefühlserlebnis

"Bisher gab es keinen hoffnungslosen Fall", so Birckner. Im Alter von 14 bis 72 Jahren sind die Anwärter auf den perfekten Gang, und die müssen keine Mannequin-Maße haben. "Wir sind keine Modelschule", betont Birckner: "Einen High Heel richtig zu tragen, ist ein Gefühlserlebnis."

Die Kurse richten sich an Frauen und auch Männer, die sich immer schon gefragt haben "Wie macht man das nur, auf diesen Dingern zu laufen", an Einsteigerinnen, die es von Anfang an richtig erlernen möchten, aber auch High-Heel-Trägerinnen, die bereits Erfahrungen mitbringen. Für spontane Einsteiger gibt es heute einen Workshop. "Frühlings-Feeling". Informationen gibt es im Internet auf der Seite www.hhsnet.de.

Das Rezept liegt für Birckner im häufigen Wechsel der Absatzhöhe. Längeres Tragen von High Heels, warnen Orthopäden, könne auf lange Sicht zu krankhaften Veränderungen des Fußskeletts, zu Muskelüberverkürzungen und einer Verschlechterung der Durchblutung führen. High Heels (engl. für"hohe Absätze") bezeichnet Absätze ab zehn Zentimetern.