Theatertage: Seine Stücke begeistern auch Erwachsene

Puppen im Fußballtrikot, eine Puppe mit nur einem Auge und noch viele Akteure mehr packte Matthias Ludwig am Sonnabendnachmittag vor dem Schloss aus seinem Kleinbus. "Das ist unser Mannschaftsbus", verkündet er. Die Mannschaft - das sind nicht nur die Puppen, sondern auch er selbst. Denn mit seinem Spiel haucht er den Puppen Leben ein. Mit seinem Solostück "Vollpfosten" ist der Schauspieler Matthias Ludwig einer von vielen Puppenspielern, die im Rahmen des Stormarner Figuren Theater Festivals in Reinbek zu Gast sind. Noch bis zum 16. März gastiert das Festival im Reinbeker Schloss und vier weiteren Stormarner Spielstätten.

Der 36-Jährige gehört zu "flunker produktionen" - das sind drei Schauspieler, die seit zehn Jahren Puppentheater entwickeln. Mit ihrem mobilen Theater treten sie bundesweit auf und sind auch bei Festivals in Europa unterwegs.

Ihr "Basislager" bei diesem nomadischen Theaterleben haben sie in dem kleinen Dorf Wahlsdorf in Brandenburg, etwa 90 Kilometer südlich von Berlin. Hier wohnen Matthias Ludwig und Claudia Engel in einer ehemaligen Schule. Und hier entstehen gemeinsam mit Schauspielerin Andrea Post die Ideen für die Stücke, hier werden die Puppen und Kulissen für jedes neue Stück entwickelt und natürlich geprobt. Und jedes Jahr laden die Schauspieler dorthin zu einem großen Festival ein.

Warum er sich gerade für das Puppenspiel entschieden hat? "Man hat viel mehr Möglichkeiten", findet Matthias Ludwig, der ebenso wie Claudia Engel an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Puppenspielkunst studierte. "Wir lernten verschiedene Puppenarten zu beherrschen." Von der Marionette bis zur Handpuppe. Es gibt viele Spielarten von Puppentheater, die auch das Team von "flunker produktionen" nutzt. Bei "Vollpfosten" etwa spielt er nicht nur sich selbst, sondern auch mit einer Puppe, die ihn selbst darstellt.

Matthias Ludwig spielt am liebsten direkt geführte Puppen. "Da kann man die Emotionen direkt in die Hand legen. Man hat einfach mehr Möglichkeiten, sich auszudrücken." Wennn eine Puppe bei "Vollpfosten" gegen einen Pfosten rennt, kann sie das mit Karacho. Mit Menschen gäbe das blaue Flecken oder Schlimmeres. Das sei das Schöne am Puppenspiel. "Da kann ich übertreiben, einer anderen Logik folgen."

Und wenn das Publikum feiert, ist das ein tolles Feedback. Es jubeln jedoch nicht nur Kinder. Denn die Schauspieler von "flunker produktionen" entwickeln auch Puppentheater für Erwachsene. "Das ist natürlich etwas anderes, da muss man anders rangehen. Beim Theater für Kinder versuchen wir, die Sicht eines Kindes einzunehmen. Erwachsenen dagegen kann man mehr zumuten, man kann sie mehr herausfordern." So geht es in ihrem Stück "Bloß keine Angst" unter anderem um Kindheitsängste und Einsamkeit. Das Stück "Der Tod und das Mädchen" wurde mit einem Streichquartett inszeniert. Auf der Bühne agieren dann Musiker, Schauspieler und natürlich Puppen.