Schau: 1300 Bilder von Raimund Marfels

Rund 50 Jahre Reinbeker Geschichte hat der Fotojournalist Raimund Marfels im Laufe seines Berufslebens im Bild festgehalten. Seine alltäglichen, aber auch ungewöhnlichen Perspektiven lockten am Mittwochabend rund 150 Gäste ins Reinbeker Schloss. Das Kulturzentrum Schloss Reinbek und das Kreisarchiv Stormarn präsentierten die Ansichten aus dem Nachlass des Fotografen im Festsaal. Die Schwarz-Weiß-Fotografien, aufgenommen für die "Lübecker Nachrichten", weckten bei vielen Gästen Erinnerungen.

"Wir kamen aus Escheburg, weil mein Vater als Landarbeiter in Schönningstedt Arbeit fand", erzählte Erhard Schröder (78), der seit 63 Jahren in Reinbek lebt. Seine Familie baute in Neuschönningstedt ein kleines Siedlungshäuschen, in dem er immer noch wohnt. Interessiert verfolgte er den Vortrag von Historikerin und Archivarin Dr. Karin Gröwer, die gemeinsam mit Kollegin Barbara Günther die Fotos digitalisiert und bearbeitet hatte. Bei einem Foto vom Landhausplatz erinnerte Erhard Schröder: "Man musste damals immer um die Lampe herumfahren, die mitten auf dem Platz stand."

Aufnahmen vom damaligen Rathaus-Neubau 1950, der Fahnenweihe der Freiwilligen Feuerwehr aus den 1950er-Jahren, Baustellenfotos von den Siedlungen Klosterbergen, Schaumannskamp, Kronsberg und Auf dem Großen Ruhm gehörten ebenso zur Bildauswahl wie der Blick vom Sachsenwaldhochhaus, das damals das höchste Gebäude in Schleswig-Holstein war.

Die Erinnerung vieler älterer Besucher war so genau, dass sie sogar kleine Fehler aufdeckten. "Der Theatersaal, der gezeigt wurde, war ganz gewiss nicht die Aula des Sachsenwaldgymnasiums", sagte Frieda Behr. Die 94-Jährige weiß das deshalb so genau, weil ihr Mann damals Hausmeister an der Schule war.

Auf das Wissen der Besucher griffen die Archivarinnen ganz bewusst zurück. Im Publikum sorgten sie mit ihren Fragen zu zahlreichen der insgesamt 1300 Bilder für ordentlich Gesprächsstoff. Viele davon hätten sich jedoch schon im Vorfeld klären lassen, wenn die Kreisarchivare vor der Veranstaltung auf das stadtgeschichtliche Wissen beispielsweise des Museumsvereins zurückgegriffen hätten. Dessen engagierte Mitglieder kennen in Reinbek wirklich jeden Winkel.