Wirtschaftssenioren: Bei Existenzgründern in Reinbek steigt die Nachfrage für Coaching

Sie sind gestandene Männer aus der Wirtschaft und haben einen reichen Erfahrungsschatz als Unternehmer mit in den Ruhestand genommen. Dort soll er nicht verkümmern, sondern weiterhin der Volkswirtschaft zugute kommen. "Alt hilft Jung" ist das Motto der Wirtschaftssenioren, die jeden dritten Montag auch in Reinbek ehrenamtlich Existenzgründer, Selbstständige oder Kleinunternehmen beraten. Zwei von 22 Mitgliedern des Vereins kommen aus Reinbek und zogen gestern im Rathaus Bilanz ihrer Arbeit.

25 Ratsuchende nahmen 2013 in Reinbek die Hilfe der Senioren in Anspruch. Hinzu kamen 15 weitere Anfragen über das Internet. Helmut Burmeier (63) hat von einer angehenden Wunderheilerin bis zum Hausmeisterservice unterschiedliche Projekte vorgetragen bekommen. "Die ungewöhnlichste Idee war die Gründung einer Privatschule", so Burmeier. Das Spektrum der Beratungsfälle reicht von Handwerksbetrieben, über den Unternehmensberater, das Reinigungsunternehmen, die Heilpraktikerin bis zur Gründung einer Importfirma für exotische Früchte. Bei den Männern, die sich aus der Arbeitslosigkeit selbstständig machen möchten, dominiere zurzeit die Branche handwerkliche Dienstleistungen. Die weiblichen Existenzgründerinnen ziehe es in die Esoterik-Branche.

Der Wegbereiter in die Selbstständigkeit setzt sich auch damit seriös auseinander und ist seit drei Jahren bei den Wirtschaftssenioren aktiv. Selbst hat Burmeier als Vertriebsmanager für einen japanischen Elektronikkonzern gearbeitet. Die durchschnittliche Beratung läuft über 2,5 Treffen mit jeweils zwei Stunden. Stark sei vor allem die Nachfrage zum Thema Coaching gewachsen, hat er festgestellt: "Insbesondere Freiberuflern und Kleinunternehmen fehlt oft ein Gesprächspartner, der von außen auf die Firma schaut und neue Aspekte in die laufende Diskussion einbringt." Hier setze das Angebot der Wirtschaftssenioren an. "In kritischen Situationen stehen wir gern als Sparringspartner zur Verfügung", fügt er hinzu.

Den künftigen Herausforderungen mittelständischer Unternehmen möchte sich im kommenden Jahr Dr. Friedrich-Karl Marcus widmen. Der 64-Jährige hatte ein erfolgreiches Unternehmen in Geesthacht ("Dr. Marcus GmbH", später "Sensient Food Colors") geleitet und möchte Betriebe beraten, die einen geeigneten Nachfolger suchen. "Das ist vor allem vor dem Hintergrund des demografischen Wandels eine große Herausforderung", so Dr. Marcus. Der Erhalt bestehender Betriebe durch eine Nachfolgeregelung sei jedoch von betriebswirtschaftlicher Bedeutung. Bei einem Generationenwechsel spielten wirtschaftliche genauso wie psychologische Faktoren eine Rolle. Auch beim klassischen Generationenkonflikt "Senior - Junior" werde mit Mediation geholfen.