Abrechnungen: Heizen bald teurer als Wohnen - Schimmel und Baumängel im Hochhaus

Nicht nur in Glinde werden Mieter der Prelios Immobilienmanagement GmbH mit überhöhten Heizkostennachforderungen malträtiert (wir berichteten). Auch die Mieter des Hochhauses "Auf dem Großen Ruhm" können davon, von Baumängeln und Schimmel ein Lied singen. Aus Angst vor Repressalien möchten sie ihre Namen nicht nennen. Von 48 Mietparteien haben sich 18 zusammengeschlossen, um sich anwaltlich beraten zu lassen.

"Die Zustände sind unbeschreiblich. Auch bei uns im Haus gibt es jede Menge Schimmel - auch in meiner Wohnung", sagt Johanna J., die mittlerweile unter unerklärlichem Ausschlag leidet. "Allerdings ist das bei meinem Nachbarn noch viel schlimmer", sagt sie. Die Reinbekerin wohnt seit knapp 18 Jahren in dem Bau aus den 1960er-Jahren. Für ihre 30 Quadratmeter große Einzimmer-Wohnung, ohne Küche, aber ausgestattet mit einem Küchenschrank, flatterte ihr eine Heizkostennachforderung in Höhe von 384,45 Euro in den Briefkasten. Parallel wurde die Miete zum 1. Januar um 38 auf 323 Euro angehoben. Enthalten sind 83 Euro für Heizung und 75 Euro Betriebskosten. "In einer Ein-Zimmer-Wohnung schläft man doch auch in dem einen Zimmer, also kann man gar nicht so viel heizen", sagt sie und wundert sich über die Kosten. Ihren Nachbarn hätte es übrigens noch viel schlimmer getroffen. Er wohnt auf 50 Quadratmetern und soll 1300 Euro nachzahlen "Aber wir haben keine Wahl. Es gibt keinen günstigen Wohnraum. Wir sind verdonnert, hier zu wohnen", sagt sie verzweifelt.

Das bestätigt Sachgebietsleiter Soziales, Torsten Christ. "Wir haben zu wenig günstige Wohnungen. Diese standen einmal auf unserer Vermittlungsliste." Zu den Nöten dieser Reinbeker Mieter sagt Bauamtsleiter Sven Noetzel bedauernd: "In Schleswig-Holstein können die Kommunen nur eingreifen, wenn tatsächlich das Haus einzustürzen droht. In Hamburg gibt es noch etwas Spielraum durch das Wohnraumschutzgesetz. Hier müssen sich die Mieter einen Anwalt nehmen."

Johanna J. arbeitet Teilzeit und bekommt Zusatzleistungen vom Jobcenter. "Ich habe Bescheid gesagt, dass mir diese Nachforderung nicht angemessen erscheint und hoffe, dass das Geld nicht überwiesen wird", sagt sie. Sonst würde die Allgemeinheit für überhöhte Forderungen zahlen, das gefällt ihr nicht.

Doris Ziethen-Rennholz, Leiterin der Arge Stormarn, sagt: "Wir können wenig tun. Wenn Kosten viel zu hoch erscheinen, weisen wir unseren Kunden darauf hin, dass er das mit seinem Vertragspartner, dem Vermieter oder dem Energielieferanten, klären muss. Das können wir nicht."

Nachdem Johanna J. in unserer Zeitung von den Zuständen in Glinde gelesen hatte, schloss sie sich nun mit Nachbarn zusammen, um Rechtsanwalt Michael Selk als Beistand zu gewinnen.