Immobilienpreise: Immer mehr Hamburger “fliehen“ ins Umland - Reinbek für junge Familie Wunschheimat

"Junge Familie sucht neues Zuhause", steht auf Zetteln, die an mehreren Orten in der Stadt hängen. Am Landhausplatz, am S-Bahnhof, in der Apotheke und auch am Schwarzen Brett der TSV platzierten die Hamburger ihre Telefonnummern und E-Mail-Adressen in der Hoffnung, so zu ihrer Traumimmobilie zu kommen - ein kleines Haus mit Garten. Hinter dem Aufruf verbirgt sich die Familie von Sascha Werner (37) mit Ehefrau Helena Norlén (34) und den beiden Jungs Aaron (7 Monate) und Alwin (4).

Zurzeit leben die Vier auf 73 Quadratmetern in einem Mehrfamilienhaus in Hamburg-Barmbek. Der Platz wäre kein Problem, aber für die lebhaften Kinder gibt es wenige Möglichkeiten zum Austoben. "Und im Haus leben vorwiegend ältere oder Mieter ohne Kinder, die sich schnell gestört fühlen", bedauert der Jurist. "Die Jungs brauchen einfach mehr Platz, ein Garten wäre ideal", wünscht sich seine Ehefrau.

Doch zwischen Wunsch und Realität steht der Immobilienmarkt mit stetig in die Höhe schnellenden Preisen. Das Paar hat sich ein Budget von maximal 260 000 Euro gesetzt. "In Hamburg suchen wir schon gar nicht mehr." Seit 13 Jahren sind sie verheiratet und möchten die Zukunft der Familie auf einem soliden Fundament aufbauen. "Gern auch in Reinbek, die Stadt gefällt uns." Mit der S-Bahn könnte die gebürtige Schwedin mit den Kindern zur schwedischen Gemeinde fahren.

Doch das Passende zu finden, scheint aussichtslos. "Wir suchen seit zwei Jahren in den einschlägig bekannten Immobilienportalen und haben an jedem Sonnabend Besichtigungstermine." In Reinbek hatten sie ein privat inseriertes Angebot in einer Tageszeitung gefunden: ein 100 Quadratmeter großes Reihenhaus für 240 000 Euro. Doch nicht nur das junge Paar ist auf der Suche: "Als wir die Nummer anwählten, meldete sich ein freundlicher, aber völlig entnervter Rentner, der sagte: 'Ich kann nicht mehr'", so Werner. Innerhalb eines Tages hatten 30 Interessenten bei ihm angerufen und um einen Besichtigungstermin gebeten. "Er konnte uns einfach nicht mehr in die Liste aufnehmen", bedauert Werner.

Ein weiteres Reinbeker Haus aus den 60er-Jahren hatten sie besichtigen können. Und auch der Eigentümer war sehr nett. "Letztlich hatte uns ein Gutachter wegen des Sanierungsstaus abgeraten", sagt Werner, der jetzt nicht mehr so sicher ist, ob die Entscheidung richtig war. Denn seit einem halben Jahr, so ihre Beobachtung, sind die Preise in der Metropolregion noch einmal in die Höhe geschnellt.

Das bestätigt auch Axel Kloth, Vorsitzender des Immobilienverbands Deutschland (IVD) Nord: Gerade bei Reihenhäusern habe es Preisentwicklungen gegeben, die nicht mehr nachzuvollziehen seien. In guten Lagen seien die Preise in drei bis vier Jahren um 30 Prozent gestiegen.

Nach Preissteigerungen Abkühlung in Sicht

Die heiße Phase sei jedoch durch, ist Kloth sicher: "Wir haben die Zeiten des rasanten Anstiegs hinter uns." Sicher werde es in guten Lagen noch leichte Anstiege geben, aber in Regionen, wo die Standortfaktoren nicht stark seien, würden die Preise zurückgehen. "Ich würde jetzt niemandem mehr raten, mit aller Kraft zu kaufen", so Kloth. Er selbst hat für seine Familie mehr als drei Jahre gesucht und weiß, dass die Suche für Eigennutzer einer Immobilie schwierig ist, man hat Vorstellungen und muss sich wohlfühlen. Die Rendite komme letztlich über die Lebensqualität.

Die Familie Werner/Norlén ist über Telefon (040) 20 23 55 88 oder E-Mail haus.und.garten@gmx.net zu erreichen