Arbeitsmarkt: Unternehmen müssen innovativ bleiben, Beschäftigte sich auf lebenslanges Lernen einstellen

Der Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit in Reinbek und Ahrensburg, Mathias Brandtmann, sieht optimistisch ins neue Jahr. Südstormarn ist ein strukturstarker Arbeitsmarkt. Die Mischung aus vorwiegend mittelständischen Unternehmen habe sich als Jobmaschine bewährt und werde auch künftig funktionieren, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Wie viele Arbeitnehmer gibt es in ihrem Verantwortungsbereich?

Brandtmann:

Zurzeit sind es knapp 51 000. Mit steigender Tendenz. In den vergangenen fünf Jahren hat die Anzahl der Beschäftigten hier um 3,8 Prozent zugenommen.

Und wie viele Arbeitslose sind in Reinbek gemeldet?

Ende November waren es 1980.

Wie wird das in der Zukunft aussehen?

Die größte Herausforderung wird der demografische Wandel. Die Gesellschaft wird älter und die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter nimmt stetig ab.

Was bedeutet das in Zahlen?

Ab 2030 fehlt ein Viertel der jetzigen Zahl von Bewerbern auf Ausbildungsstellen. Jeder Zweite wird älter als 49 Jahre sein. Der Rückgang der Erwerbsfähigen in Schleswig- Holstein ist am einfachsten mit dem Aussterben der Städte Geesthacht, Kiel und Lübeck zu veranschaulichen.

Was kann die Arbeitsagentur tun, um dann ihrem Auftrag noch gerecht zu werden?

Um geeignete Arbeitskräfte zur Verfügung stellen zu können, müssen wir aus der "stillen Reserve" schöpfen. Zum Beispiel Frauen nach der Familienpause den Einstieg in den Beruf erleichtern. Zuwanderung von Fachkräften und längere Lebensarbeitszeiten sind unumgänglich.

Wie werden sich Jobangebote und Branchen entwickeln?

Es gibt Branchen, die vor zehn Jahren zu den Spitzenreitern zählten und es auch heute noch sind. Dazu gehören die Ausbauhandwerke, Nahrungsmittelgewerbe, Handwerke für den gewerblichen Bedarf, Bauhauptgewerbe, Verkauf, Gesundheitsberufe, Kfz-Ge werbe, Spedition, Gastgewerbe und Erziehung und natürlich der IT-Bereich.

Braucht angesichts des Fortschritts künftig jeder mehrere Berufsausbildungen?

Die Berufe ändern sich, die Branchen kaum. Berufe sterben nicht aus, sondern wurden, eben aufgrund veränderter Anforderungen, den Entwicklungen angepasst. So entstand zum Beispiel der Beruf des Mechatronikers. Arbeitnehmer werden künftig nicht mehrere Ausbildungen benötigen, müssen sich aber auf ein lebenslanges Lernen einstellen, um sich an die Entwicklungen anzupassen.

Spielen da auch globale Entwicklungen eine Rolle?

In unserem Bezirk eher nicht, hier ist die Wirtschaft durch klein- und mittelständische Unternehmen geprägt. Wenn sich die Struktur nicht verändert, sind hier kaum Veränderungen in naher Zukunft zu er warten. Außerdem sind wir immer noch drittstärkste Exportnation nach China und den USA. Made in Germany ist immer noch ein Qualitätsmerkmal.

Was könnte diese Position gefährden?

Da sind wir wieder bei der demografischen Entwicklung. Im Ausbildungsbereich haben wir teils jetzt schon die Situation, dass Firmen mit besonderen Anreizen, sogar mit einem iPad, um den Nachwuchs werben. In Zukunft hängt die Wirtschaftskraft daran, dass die Betriebe und deren Produkte innovativ bleiben und gut qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung haben.

Welche Rolle spielt der Faktor Arbeit künftig?

Arbeit ist ein wichtiger Faktor im Leben eines Menschen. In Zukunft wird der soziale Frieden davon abhängen, inwieweit es den Staaten gelingt, Arbeitsplätze und damit Wohlstand zu sichern. Sonst droht das Auseinanderbrechen ganzer Gesellschaften.

Für welche Branchen wird Wachstum vorausgesagt?

Das sind nach Prognosen des Instituts für Arbeitsmarkt und Beruf (IAB) Großhandel, Gesundheits- und Sozialwesen, Maschinenbau und wissenschaftlich-technische Dienstleistungen, öffentliche Verwaltung und Gastgewerbe.