Reinbek (gr). Zwei Darstellungen einer nächtlichen Verkehrskontrolle in Neuschönningstedt wurden vor dem Amtsgericht erzählt.

Die erste Version stammt von einem beteiligten Polizisten: "Auf der K 80 waren uns zwei hintereinander fahrende Autos durch hohes Tempo aufgefallen. Wir nahmen die Verfolgung auf und konnten den BMW und den Peugeot auf dem Birkenweg in Neuschönningstedt stoppen. Ich kümmerte mich um den Peugeot, mein Kollege um den BMW." Von beiden Fahrern seien sie sofort angepöbelt worden: "Ich sollte mir nichts auf meine Uniform einbilden, schrie mich der Peugeot-Fahrer an. Mein Kollege wurde mit wüsten Beschimpfungen überhäuft. Eine normale Verkehrskontrolle war so nicht möglich, wir forderten Verstärkung aus Glinde an. Erst nach dem Eintreffen der Kollegen konnten wir die Kontrolle durchführen." Den Fahrern wurde nichts Negatives nachgewiesen, allerdings erhielten sie eine Strafanzeige wegen Beleidigung.

Die zweite Version erzählten die albanischen Brüder Egzon (27) und Salmir B. (22): "Die Polizisten stellten sich mit eingeschaltetem Blaulicht quer vor unsere Autos und rannten mit gezogenen Waffen auf uns zu." Er musste aussteigen und die Hände auf das Autodach legen, dann sei er von dem Polizisten gefilzt worden, berichtete Egzon. "Der andere Beamte brüllte mich an, ich solle die Hände auf das Lenkrad legen", ergänzte Salmir, "dann beleidigte er meinen Vater, der neben mir saß. 'Halt die Fresse', schrie er ihn an, als mein Vater fragte, was denn los sei". Die zur Verstärkung gerufenen Polizisten aus Glinde hätten die Situation dann beruhigt: "Die Beamten kennen uns, wir wohnen in Glinde", sagten die Brüder. Man habe sich darauf geeinigt, die Sache auf sich beruhen zu lassen, "und dann flattert uns diese blöde Strafanzeige ins Haus", empörte sich Egzon B.

Amtsrichterin Friederike Kaehler schlug eine Einstellung des Strafverfahrens gegen eine Geldbuße vor, "jeder von Ihnen zahlt 300 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung, damit wäre der Fall ohne Bestrafung erledigt", wandte sie sich an die beiden Brüder. Die reagierten empört, "ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen, wofür soll ich zahlen?", schimpfte Salmir. Doch auch der Staatsanwalt wollte weiter verhandeln. Jetzt sollen der zweite an der Kontrolle beteiligte Polizist sowie die Beamten aus Glinde als Zeugen gehört werden. Der Prozess wird am 13. Januar fortgesetzt.