Einblicke: 270 Schüler wollen wissen, wie es wirklich ist

Bettina Knappe (48) ist alles, was man sich heute unter einer Power-Frau vorstellt: zweifache Mutter, Professorin, Doktorin und Dozentin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Unternehmer Hans Martin Lutz (47) hingegen startete karrieremäßig durch, als er die elterlichen "Lutz-Aufzüge" übernahm. Und Rainhold Noack, der 1989 Abitur machte, frönt heute der Juristerei. Sie alle eint ihre Vergangenheit am Gymnasium Wentorf. An dieser Schule nämlich haben sie ihr Abitur abgelegt. Knappe, Lutz und Noack sind Mitglieder im Ehemaligenverein des Gymnasiums. Und diesen gründete vor rund zehn Jahren der damalige Lehrer Matthias Kluth. "Er wollte, dass die Schüler exklusive Einblicke in die Praxis bekommen und ihnen auch berufliche Wege, die nicht so bekannt sind, aufgezeigt werden", erklärt der Vereinsvorsitzende Noack. Deshalb referierten auch beim diesjährigen Tag der offenen Tür im Gymnasium Wentorf Ex-Pennäler über ihren Beruf.

Schulleiter Herbert Ahlers musste zunächst eine logistische Meisterleistung bewältigen: Anstatt 100 Schüler wie üblich standen diesmal 270 für die Berufsorientierung auf dem Plan. "Das kommt durch den Doppeljahrgang, der aus G8 resultiert", erklärte er. Es referierten unter anderem Entwicklungshelfer, Wirtschaftsprüfer, Bankkaufleute und Ingenieure, insgesamt 18 Berufsfelder wurden vorgestellt. Besonders nachgefragt waren das Event- sowie das Sport- und Gesundheitsmanagement. "Das ist fast in jedem Jahr so", wusste Noack.

Nicht so hoch im Kurs standen hingegen die Naturwissenschaften. Giuseppe Trimarchi (16) war einer der wenigen, die sich für den Vortrag über Agrarwissenschaft und Chemie von Bettina Knappe interessierte. "Ich weiß noch nicht, irgendetwas mit Biogenetik oder vielleicht auch Chemie sollte es beruflich sein", so Giuseppe. Doch während die Ehemaligen berufsübergreifend empfahlen, nach der Schule erst einmal ins Ausland zu gehen und in Praktika über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, interessierte viele Schüler detailliert, wie man schnell zu einem Abschluss kommt. Unternehmer Lutz blieb bei der Praktika-Empfehlung. "Das beste Praktikum ist nämlich das, welches einem aufzeigt, was man nicht kann." Auch Knappe empfahl, sich die Naturwissenschaften erst einmal in der Praxis anzusehen: "Ich habe nach der Schule zunächst auf Bauernhöfen gearbeitet und dabei viel über das Zusammenspiel von Biologie und Chemie gelernt", erklärte sie.

Aufgrund der großen Teilnehmerzahl lud das Gymnasium Wentorf erstmals externe Referenten ein. Hauptmann Michael Fritz etwa informierte über Karrierechancen bei der Bundeswehr. Er fand mit insgesamt 50 Interessierten viel Anklang. Erstaunlich dabei: Fast ein Drittel waren Mädchen. So wusste Dilay Gallmeister (16) schon sehr bestimmt: "Ich will mal Kampftaucherin werden."