Weihnachtsmarkt: Ausgefallenes, Selbstgebasteltes, Deftiges und süße Versuchungen am und im Schloss

. Reinbeker mit einem Faible für Herzhaftes und pikant Gewürztes müssen jetzt ganz tapfer sein. Denn zum letzten Mal haben gestern die Reservisten beim Reinbeker Weihnachtsmarkt ihre leckeren Koteletts auf den Grill gelegt. Nach 35 Jahren wandern die Holzkohle, zwei große Grills, die weißen Zelte, Tische und Bänke in den Keller. Auch die warmen Tarnanzüge und die langen Bundeswehrsocken haben erst mal ausgedient. "Uns fehlt der Nachwuchs, mittlerweile sind wir alle über 70 bis auf zwei Männer", erklärt Horst Bloch, Vorsitzender des Reservisten-Verbandes Reinbek. Er kann sich noch an die Zeiten erinnern, als der Duft der frisch gebratenen Koteletts durch die Bahnhof- und die Sophienstraße zog. In den vergangenen Jahren waren er und seine Männer stets am Schloss Magnet für Weihnachtsmarkt-Besucher, die vor den süßen Crepes und den leckeren, selbst gebackenen Kuchen der Landfrauen etwas Deftiges auf dem Teller haben wollten.

Und wer am Wochenende einen Bummel über den heimelig geschmückten Markt machen wollte, konnte durchaus vorher eine Stärkung von den Grill-Profis vertragen. Denn auch dieses Mal hatte sich der Gewerbebund ordentlich ins Zeug gelegt und zahlreiche professionelle Stände, aber auch Hobby-Bastler in die historische Kulisse eingeladen. Und genau diese Mischung machte die Veranstaltung auch aus. "Für mich ist der Reinbeker Weihnachtsmarkt am zweiten Adventwochenende eine Pflicht. Das lasse ich mir nicht nehmen", sagt Gisela Pilch. Die 58-Jährige findet es klasse, dass sie im Reinbeker Schloss immer Sachen findet, die nicht auf jedem Weihnachtsmarkt in Massen angeboten werden. Während sich ihre Schwiegertochter Christel Pilch-Schneider (29) für Ohrringe begeisterte, die aussahen wie kleine Christbaumkugeln, blieben andere Besucher erstaunt am Stand von Gudrun Schubert stehen. Die 73-jährige Hobbybastlerin aus Hamburg-Duvenstedt hat ein kleines Weihnachtswunder vollbracht, indem sie Maria, Josef, das Jesuskind und sogar noch ein Schaf in einer tropischen Buddha-Nuss arrangiert hat. Sogar die Figuren hatte sie aus Knetmasse selbst gefertigt. Während sie sonst jahrelang bei Wind und Wetter ihre ausgefallene Kunst in Zelten vor dem Schloss präsentierte, genoss sie es gestern bei dem ungemütlichen Wetter im Warmen zu stehen.

Gegen die Kälte draußen hatten sich Dora Kriependorf und Ute Russlies gewappnet. Ihr erster Gang führte sie zum Mützenstand von Erika Labado. Die allerdings war gestern ein bisschen enttäuscht. "Am Samstag war hier nicht so viel los. Das Wetter war zu schlecht", sagt sie.

Davon ließen sich zumindest die Reservisten und ihre Fans nicht abhalten. "Wir haben die langen olivgrünen Unterhosen von der Bundeswehr an", verriet Horst Bloch. All jenen, die gestern mit Abschiedsschmerz in ihr letztes Kotelett bissen, kann er ein kleines bisschen Hoffnung machen. "Es gibt schon einige Interessenten, die uns nachfolgen und den Grill anheizen wollen."