Schwesterngarten: Anwohner sind strikt dagegen

Beim Bau neuer Stadtvillen auf dem circa 1,5 Hektar großen Parkgrundstück zwischen Klostergarten und Wohnpark Böge haben sich die Planer durchgesetzt: Der Bauausschuss sprach sich am Dienstagabend mit der knappen Mehrheit von sechs zu fünf Stimmen für die Erschließung des Gebietes von Osten über die Straße Böge aus. Diese Variante hatten die Planer und die Verwaltung zuvor favorisiert. Die Ost-Erschließung wird jedoch nicht, wie ursprünglich vorgesehen, für sieben dreistöckige Häuser, sondern nur für sechs dreistöckige Baukörper geplant. 60 Wohneinheiten und 90 Stellplätze soll es geben. Keine Mehrheit fand auch ein Antrag der FDP, der die Begrenzung auf vier Stadtvillen und nur 28 Wohneinheiten vorsah.

Zur Ausschusssitzung waren mehr als 50 Bürger gekommen, die Diskussion verlief hitzig. Denn die Positionen der Befürworter und Gegner der "Ost-Variante" hatten sich seit einem Gespräch im August wieder verhärtet.

Till Krüger von der Interessengemeinschaft Böge verlas eine Stellungnahme. Demnach favorisieren die Bürger nach wie vor die sogenannte Nord-Variante, die für das geplante Neubaugebiet einen Direktanschluss zur Hamburger Straße vorsieht. "Es ist nicht wahr, dass für die Nord-Variante ein straßenbauliches Gefälle von zehn Prozent überwunden werden muss", so Krüger. Das Gefälle betrage nur fünf Prozent und sei somit zu vernachlässigen. Die Bebauung würde in der Nord-Variante auch nicht zu nah an das Schwesternheim ragen und ebenso wenig müssten deutlich mehr Bäume gefällt werden. Die Variante Ost würde durch erforderliche Wendemanöver mehr Verkehrslärm in die bereits bestehenden Wohngebiete tragen. Eine Linksabbiegespur auf der Hamburger Straße erhöhe sogar das Gefahrenpotenzial an dieser Stelle.

Stadtplaner Stefan Röhr-Kramer erklärte, dass man die Einwendungen der Unteren Forst- und Naturschutzbehörde im neuen Entwurf der Ost-Variante bereits berücksichtigt habe. "Die Untere Forst- und Naturschutzbehörde forderte uns auf, die Bebauung nicht so dicht an das Biotop auf dem Gelände zu planen und den Waldbestand im südlichen Bereich unangetastet zu lassen", sagte er. Dem habe man durch den Wegfall des siebten Gebäudes entsprochen und zudem die Bebauung deutlich nach Norden verschoben. In der Nord-Variante hingegen betrage das Gefälle der zu bauenden Straße mindestens acht Prozent. Röhr-Kramer: "Die Straße wäre uneben, und mit dem Gefälle müssten wir tief ins Erdreich eingreifen, um sie zu befestigen." Außerdem müsse man für die Nord-Variante zahlreiche wertvolle Bäume fällen. Die Ost-Variante sorge auch nicht für mehr Verkehrslärm in den Wohngebieten. Diplom-Ingenieur Michael Hinz vom Wasser- und Verkehrskontor argumentierte ähnlich. Er räumte allerdings ein, dass die Einrichtung einer Linksabbiegespur teuer werden würde. Röhr-Kramer ergänzte, dass es momentan nur um die Erschließung gehe und Details wie Untersuchungen zum Artenschutz erst zu einem späteren Zeitpunkt im Verfahren vorgesehen seien.

Ernst Dieter Lohmann (CDU) platzte schließlich der Kragen. "Alle wollen neue Wohnungen, nur nicht bei ihnen vor der Haustür!", schimpfte er. Er hätte auch für die ursprüngliche Ost-Variante gestimmt. "Je mehr Häuser auf einem Gebiete gebaut werden, umso wahrscheinlicher ist es, dass die Mieten dann auch erschwinglich sind." Baldur Schneider (SPD) sah das genauso: "Die Wohnungen liegen nahe dem Innenstadtbereich, sodass Geschäfte auch fußläufig erreichbar sind." Das brauche Reinbek, und zwar für so viele Bewohner wie möglich.