Nachwuchs gesucht: Reinbekerinnen möchten mit ihrer Wolllust anstecken

"Die spinnen bei der Awo" - und das ist tatsächlich so. Seit 25 Jahren. Denn damals hatte Asta Bünning in einem Volkshochschulkursus das Spinnen und in den Arkaden beim Klostermarkt ein Spinnrad entdeckt. Das Geschäft gibt es heute nicht mehr, die Leidenschaft ist geblieben. Bis heute spinnt sie mit zwei Freundinnen fleißig jeden Montagnachmittag im Seniorentreff Rickertsenhaus an der Schulstraße 7.

Das ist Garn aus feinster Schurwolle. "Die Wolle hole ich direkt von einem Schäfer an der Nordseeküste", sagt die 84-Jährige. Im vergangenen Mai hat sie einen halb gefüllten Bettbezug direkt auf dem Hof bei Husum gefüllt. Dort lagert die Wolle nach dem Scheren nur zwei Tage, bevor sie in die Auktion geht. "Wegen des rauen Klimas haben die Schafe dort besonders weiche Wolle", sagt sie.

Die vier Spinnräder drehen ebenfalls seit den 80er-Jahren. "Die kommen aus Belgien und laufen absolut ruhig und gleichmäßig." Zwei der vier futuristisch aussehenden Spinnräder wurden damals der Arbeiterwohlfahrt von der Volksbank gespendet, zwei weitere kaufte die Awo dazu. Seitdem laufen sie wie am Schnürchen. "Und wenn doch mal eins kaputt ist, finden sich immer ein paar geschickte Handwerker, die das Rad wieder flottbekommen."

Es sieht leichter aus als es tatsächlich ist: aus der groben Wolle einen feinen Faden zu spinnen. Treten, ziehen und Wolle geben, alles mit dem richtigen Maß. "Aber mit etwas Übung und Geduld lernt jeder Spinnen und es geht wie von selbst", ist die Hobby-Spinnerin sicher. Für ein Knäuel braucht sie etwa drei bis vier Treffen. "Es ist eine beruhigende, fast meditative Tätigkeit, die erholsam auf Herz und Seele wirkt", schwärmt Bünning.

Und was macht man mit der ganzen schönen Wolle? Die wird natürlich verstrickt! Westen sind beliebt und Strümpfe werden auf dem Awo-Basar und auf dem Reinbeker Weihnachtsmarkt verkauft. Der Erlös wird einem guten Zweck gespendet. Ein bisschen Sorgen macht sich Bünning um den Fortbestand des Spinnkreises: "Uns fehlt der Nachwuchs. Es wäre schön, wenn ein paar Jüngere dazukämen." Wer Lust hat und ein altes Handwerk erlernen möchte, kann sich an den Awo-Ortsverein unter Telefon (040) 722 87 89 wenden.