Verfahren gegen Anke B. eingestellt

Ein schlimmer Verdacht lastete auf der 54-jährigen Anke B. (Name geändert): Aus der Kasse des Betreuungsvereins der Klosterbergenschule soll sie 10 000 Euro unterschlagen haben (wir berichteten). Sie selbst hat sich zu den Vorwürfen nicht geäußert und schwieg auch am gestrigen zweiten Verhandlungstag. Zur Aufklärung des Sachverhalts war das Gericht auf Zeugen angewiesen.

Ein vergessener USB-Stick hatte die Sache ins Rollen gebracht. Die 38-jährige Jana L, die mit Frau B. und einer weiteren Kollegin für den Einkauf und die Zubereitung des Mittagessens der Schulkinder zuständig war, fand den Datenträger und steckte ihn in den Computer. Auf dem Monitor erschien unter anderem eine private Buchführung ihrer Kollegin Anke B. über den Einkauf der Lebensmittel für das Schulessen. "Ich verglich diese Eintragungen mit dem Kassenbuch und stellte erhebliche Abweichungen fest", sagte Jana L. gestern als Zeugin. Schon vorher habe sie ein "Bauchgefühl" gehabt, dass mit der Vereinskasse etwas nicht stimmen könne. Eine Kassenprüfung bestätigte diese Vermutung, Frau B. wurde fristlos entlassen.

In 136 Fällen soll Anke B. mit Geld aus der Schulvereinskasse Lebensmittel für sich selbst eingekauft haben. Das Gericht tat sich schwer damit, jeden Fall aufzuklären. Hatte Frau B. die Gurken nun für den Salat des Schulessens oder für den Eigenbedarf gekauft? Waren die Erdnüsse für die Schulkinder oder für die Fernseh-Knabberei der Angeklagten bestimmt?

Schließlich vereinfachte ein Vorschlag der Staatsanwältin die Arbeit. Es wurden nur die Fälle behandelt, die Frau B. mit der EC-Karte des Vereins bezahlt hatte, über die nur sie verfügte.

Vor dem Arbeitsgericht hatte Anke B. einen Teilerfolg verbuchen können. Der Betreuungsverein verzichtete auf Ersatz des Schadens. Und auch im Strafverfahren kam sie mit einem blauen Auge davon. Das Verfahren wurde gegen die Zahlung von 800 Euro Geldbuße eingestellt. Frau B. entging damit einer Vorstrafe.