Todestag: Lothar Obst erinnert an amerikanischen Präsidenten

Das Interesse für John F. Kennedy ist drei Meter lang und mehrere Kartons schwer. So viel Platz beansprucht der ehemalige amerikanische Präsident, der heute vor 50 Jahren unter mysteriösen Umständen erschossen wurde, in der Wohnung von Lothar Obst. Der kaufmännische Direktor des Krankenhauses St. Adolf Stift ist Kennedy-Fan, seit er ihn als Siebenjähriger zum ersten Mal gesehen hat.

Bildbände, Biografien, Fotos von Zeitzeugen - seine Sammlung reicht locker für eine große Ausstellung im Foyer des Krankenhauses. Hinzu kommen große Porträtbilder von John F. Kennedy, seiner Frau und ihren Kindern, die die Wände des Flurs bis hin zu seinem Büro zieren. Beeindruckend auch die Original-Tageszeitungen, deren Druckerschwärze in den vergangenen 50 Jahren zwar verblasst ist, aber noch immer die Botschaften "Kennedy erschossen", "Ich bin ein Berliner", "Abschied" herausschreien.

Als der amerikanische Präsident 1963 bei einem Deutschland-Besuch die Worte "Ich bin ein Berliner" sprach, saß Lothar Obst als Knirps mit einer Kamera vor dem Fernseher und fotografierte den hohen Besuch von der Mattscheibe ab. Das Foto klebt noch heute in dem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Buch "Zivilcourage", das Kennedy 1957 geschrieben hatte. "Es war das zweite Buch, das ich mir als Teenager gekauft habe", erinnert sich Obst.

Für ihn ist John F. Kennedy mehr als ein amerikanischer Präsident, um dessen Tod sich zahlreiche Verschwörungstheorien ranken. "Kennedy war ein Visionär, der eine ganze Generation auf neue Wege und neue Gedanken gebracht hat", schwärmt Obst. Besonders beeindruckt ihn der Satz: "Fragt nicht, was das Land für euch tun kann, sondern fragt, was ihr für das Land tun könnt." Damit hatte sich Kennedy an die amerikanische Jugend gewandt. "Kennedy hat den Menschen die Freiheit gebracht", betont Obst, dessen Familie die Folgen des Zweiten Weltkriegs zu spüren bekam. Den Vater seiner Mutter hat er nur einmal gesehen. Der alte Mann war nach dem Krieg in seine Heimat, das heutige Polen, zurückgegangen und durfte danach nicht mehr ausreisen. "Meine Mutter hat sehr darunter gelitten." Seitdem ist für Lothar Obst "Freiheit" das größte Gut - für das stand John F. Kennedy.

Zu dessen Tod und den vielen Verschwörungstheorien hat er sich zahlreiche Gedanken gemacht. "Die zentralen Fragen sind doch: Wer konnte das Attentat unbemerkt vorbereiten? Wer konnte es durchführen? Und wer kann über 50 Jahre ein solches Verbrechen geheim halten?" Seine Antwort: Das organisierte Verbrechen - das hatte Kennedys Bruder Robert als Justiz-Senator im Visier!

Als der Nachlass der Kennedy-Witwe Jacky 1996 bei Sothebys versteigert wurde, bot Lothar Obst für eine Kette der ehemaligen First Lady, die aus Überzeugung nur unechte Perlen trug. "Ich wollte sie meiner Frau schenken. Bis dreitausend Mark bot ich mit." Am Ende ging die Kette für 211 500 Dollar (heute mehr als 155 000 Euro) weg. Nicht nur in Reinbek gibt es einen glühenden Kennedy-Fan.