Unfall: Marie-Luise Ahlborn (78) bedankt sich bei Rettern

Das war knapp: Als Marie-Luise Ahlborn in der vergangenen Woche die Bahnhofstraße auf Höhe der Bahnunterführung überqueren wollte, stürzte sie schwer. Die 78-Jährige hatte nicht gesehen, dass der Übergang vom Bürgersteig zur Fahrbahn eine wahre Stolperfalle ist. "Ich war mit dem einen Fuß nach unten gegangen, hatte aber nicht bemerkt, dass es kurz darauf schon wieder steil nach oben geht", erinnert sie sich. Dann war es schon passiert. Die Seniorin schlug lang hin, beide Arme nach vorne gestreckt. Ihr einziger Gedanke: "Ich muss so schnell wie möglich wieder aufstehen."

Doch das ging nicht. Der Vier- und Marschländerin, die auf dem Weg zu einer kulturellen Veranstaltung im Sachsenwald-Forum war, blieb die Luft weg, das Atmen fiel ihr nach dem Sturz schwer. Ihre Not erkannten auch Passanten und reagierten sofort. "Plötzlich haben mich ein Mann und eine Frau unter den Armen gepackt und erst mal auf die Verkehrsinsel in Sicherheit gebracht", erzählt sie. Kurz darauf bot auch noch ein Radfahrer seine Unterstützung an.

Diese Hilfsbereitschaft überwältigt Marie-Luise Ahlborn. Und sie möchte einfach nur eins sagen: "Danke!" Denn sie weiß, dass das Ganze sehr viel schlimmer als mit blauen Flecken und einer Rippenprellung hätte ausgehen können. Ein auf der Straße liegender Mensch kann von Autofahrern, die durch die dunkle Unterführung fahren, nur in allerletzter Sekunde gesehen werden.

Dass es diese brandgefährliche Stolperfalle in Reinbek gibt, weiß auch die Stadt schon seit Langem. Mit mehreren Ingenieurbüros waren Mitarbeiter des Tiefbauamtes bereits vor Ort, um zu beratschlagen, wie man die Ampelüberquerung entschärfen kann. Das Problem: "Es muss eine große Lösung her", sagt Thomas Link, Leiter des Tiefbauamtes. Die tiefen Rillen - verursacht durch Pkw, Lkw und Busse - können nicht einfach verfüllt werden. "Die gesamte Straße muss neu gemacht werden", so Link. Steigungen, gestiegenes Grundwasser und die Lage des Überwegs erschwerten die Problemlösung. Geld sei sowieso keines da. "Vor 2015 wird das nichts", sagt Link offen, obwohl er auch zugibt, dass die Kreuzung gefährlich und beispielsweise für Menschen im Rollstuhl nahezu unüberwindbar ist. Hinzu kommt, dass im kommenden Jahr am nur wenige Meter entfernten Mühlenteich eine Fischtreppe gebaut wird. Dieses Projekt wird den Verkehr erheblich beeinträchtigen. "Zwei Baustellen können wir nicht zeitgleich eröffnen", so Link.

Marie-Luise Ahlborn kuriert derweil ihre Rippenprellung aus. Bei der Erinnerung an die Schrecksekunden kommen ihr noch jetzt die Tränen. Auch aus Dankbarkeit dafür, dass es Menschen gibt, die nicht lange zögern, sondern sofort reagieren, wenn andere in Not sind. Ein Autofahrer brachte sie nach dem Ereignis sogar noch ins Sachsenwald-Forum zu einem Vortrag über die Provence. "Er war ganz toll. Trotzdem bin ich nicht bis zum Schluss geblieben", erzählt sie. Der ganze Körper tat ihr weh.