Problem: Fische in den Algen - Entschlammung des Tonteichs gestoppt

. Die Karausche liebt es flach, verschlammt und stark verkrautet. Moortümpel, Waldseen und Dorfteiche sind ihr Metier. In diesen stehenden Gewässern tummelt sie sich gern am Grund. Und genau das wird jetzt auch dem Tonteich in Wohltorf zum Verhängnis. Denn der Karpfenfisch hat es sich dort, kurz vor dem Wintereinbruch, bereits in den Algen am Boden gemütlich gemacht. Und damit ist an eine Entschlammung des beliebten und idyllisch gelegenen Freizeitbades vorerst nicht zu denken. Die Natur hat dem ambitionierten Projekt, das vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume gefördert wird, einen Strich durch die Rechnung gemacht. "Wir mussten die Maßnahme auf das nächste Jahr verschieben", erklärt Bernd Wyrwinski, Geschäftsführer des Sachsenwald Tonteichbad e.V..

Vier Fischer waren letzte Woche mit Schleppnetzen angerückt, um die Fische aus dem Wasser zu holen und in andere Gewässer umzusiedeln. "Gefangen haben sie nichts", so Wyrwinski.

Diese Nachricht hatte ihm die Schweißperlen auf die Stirn getrieben, denn die Fördergelder sind an den Beginn der Maßnahme noch in diesem Jahr geknüpft. Diese kostet 380 000 Euro, 168 000 Euro übernimmt das Land, den Rest die Gemeinde Wohltorf.

Letztendlich hat nun der Naturschutz über strenge Förderrichtlinien und Zeitpläne gesiegt. Das Land zahlt trotzdem. "Wir müssen bis zum 30. November 2014 fertig sein", erklärt der Geschäftsführer, der sich bereits minutiös mit dem Mammutprojekt auseinandergesetzt hat. Der Umzug der Fische - geschätzt 60- 80 000 - ist der erste Schritt von vielen. Die Amphibien wie Molche, Frösche und Eidechsen müssen im Mai kommenden Jahres eingesammelt werden. Sie finden ein neues Zuhause in der Lohe, die der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein gehört. Sie baut für sie fünf jeweils 500 Quadratmeter große Teiche in der Lohe. Am Tonteich selbst wird der wasserhaltige Schlamm abgeleitet und in fünf Meter breite Schläuche gepresst, die auf dem Parkplatz vor dem Bad ausgelegt sind. Das abtropfende Wasser wird anschließend wieder in den Tonteich zurückgeleitet, der Schlamm wird getrocknet, kleingeschlagen und abtransportiert.

Gern hätte Bernd Wyrwinski seinen Badegästen in der kommenden Saison einen entschlammten Teich präsentiert. Nun müssen die Tonteichfans noch bis 2015 warten, um in einem Wasser zu schwimmen, das "saurer" ist als jetzt. Bernd Wyrwinski ist froh, dass die dösende Karausche nicht das ganze Projekt gekippt hat. Allerdings: "Bei allem Verständnis für die Natur, man fühlt sich ein bisschen umzingelt von naturschutzrechtlichten Bestimmungen."