Pannenwerk: Stadt lässt Schilder abmontieren - Und streitet um Mängelbeseitigung

Im November 2009 war es nach einer langen Planungsphase endlich soweit. Die neue Holländerbrücke wurde über der Hamburger Straße montiert. Doch schon damals war längst nicht alles perfekt, und noch heute streitet sich die Stadt mit einer Baufirma um die Mängelbeseitigung.

Die "Pannenbrücke", die Hinschendorf mit Reinbek-West verbindet, sorgt immer wieder für Probleme und war nun erneut Thema im Bauausschuss. Denn jetzt ärgern sich Radfahrer, dass sie neuerdings nicht mehr über die Segmente aus Glasfaserverstärktem Kunststoff radeln dürfen, sondern absteigen müssen.

Dass Radfahrer hier schieben sollen, ist pikant: Denn Reinbek hat vom Land nicht unerhebliche Fördermittel für den Brückenbau bekommen. Sie ist Teil des Radwegenetzes und wurde dafür extra auf 3,50 Meter verbreitert. Die Brücke müsse wieder freigegeben werden, sonst komme Kiel vielleicht noch auf die Idee, Geld zurückzufordern, deutete ein Politiker an.

Bürgermeister Axel Bärendorf gibt Entwarnung aus dem Rathaus: "Die Schilder wurden einfach falsch aufgestellt." Natürlich dürften auch Radfahrer die Brücke nutzen. "Wir werden so schnell wie möglich wieder ein Zusatzschild 'Radfahrer frei' unter das Fußgängerzeichen hängen", kündigte er an.

Da ist Anwohner Jörg Skiba jedoch vehement dagegen. Die Ausfahrt seines Hauses und der logopädischen Praxis seiner Frau Susan Gehlhaar Am Holländerberg liegt direkt am Ende der Brücke. "Das wäre viel zu gefährlich", sagt er. "Die meisten Radfahrer sausen zu schnell von der Brücke herunter, und wir haben keine Chance, sie rechtzeitig zu sehen, wenn wir uns aus der Ausfahrt hervortasten."

Die Anlieger haben die Auflage, nur rückwärts in die Einfahrt hinein- und vorwärts wieder herauszufahren. Besonders riskant sei das zu den "Stoßzeiten", morgens zwischen 7.30 und 8 Uhr zum Schulanfang und mittags zum Schulschluss der Grundschule Klosterbergen. "Das sind die Zeiten, wenn wir zu unseren Hausbesuchen starten oder zurückkehren", stellt Skiba fest. An der gegenüberliegenden Seite mündet die Brücke Am Ladenzentrum in eine Fußgängerzone. "Dort müssen die Radfahrer ja ohnehin absteigen", plädiert er für ein Radelverbot auf der Brücke.

Während Fuß- und Radfahrer sich hier arrangieren müssen, streitet die Stadt nach wie vor mit einer Baufirma um die Beseitigung der Mängel. Die Liste ist lang. Insgesamt addieren sich die Ausbesserungen auf ein Volumen von 240 000 Euro. Vieles müsste dringend gemacht werden: Der Belag sei rissig und schlecht aufgebracht, die GFK-Platten seien teilweise mangelhaft, Schweißnähte an den Stahlträgern nicht ordnungsgemäß ausgeführt, listet der Bürgermeister nur einige Beispiele auf. "Das Gericht hat die Mängel bestätigt", sagt Bärendorf. Die Stadt hatte 150 000 Euro zurückgehalten, um die Reparaturen notfalls selbst in Auftrag zu geben.

Auch der zugesagte Sichtschutz für die Anwohner auf der Hinschendorfseite fehle bisher noch. Ob das Geländer diesen überhaupt tragen könne, müsse allerdings ebenfalls noch von Statikern geklärt werden, so Bärendorf.