Digitale Bücher: Episoden-Krimi “Deathbook“ schnellt bei Amazon App auf vorderste Plätze

Filmeinblendungen vom Tatort, Anrufe vom Killer und ein direkter Draht zum Ermittler über Facebook. Mit dem neuen Serienroman"Deathbook" von Andreas Winkelmann erfindet der Rowohlt-Verlag das E-Book neu. Seit 24. September können die zehn Krimi-Folgen für 1,49 Euro wöchentlich als App oder auf iBookstore heruntergeladen werden. Die erste Folge ist kostenlos. Wer es lieber klassisch mag, muss noch bis zum 6. Dezember auf die gedruckte Version bei Wunderlich im Rowohlt-Verlag warten. Mit dem Projekt möchte der Verlag vor allem Leser zwischen 16 und 26 Jahren erreichen. Auch der Plot rankt sich um das Thema Internet und die Spuren, die Nutzer unbewusst hinterlassen. Die Story wird abwechselnd in Text und Filmpassagen erzählt. Ein Psychopath treibt sein Unwesen. Wer auf seine Internetseite stößt und Kontakt aufnimmt, ist ihm ausgeliefert. Das Projekt ist jetzt noch in vollem Gange. "bz"-Redakteurin Anne Müller fragt den Autor Andreas Winkelmann nach den ersten Reaktionen.

Wie reagiert die Internet-Gemeinde auf den Serienkrimi, haben Sie viele Mitspieler?

Die Internet-Community reagiert positiv auf das Format des Serienkrimis mit multimedialen Inhalten. Hier spielt die technische Affinität und die Vernetzung eine wesentliche Rolle. Es zeigt sich, dass gut vernetzte Leser intensiv am Austausch über die sozialen Netzwerke teilnehmen und mich gern und sehr kreativ bei der Lösung des Falls begleiten. Seit dem Start der Deathbook-Serie hat sich meine Fangemeinde bei Facebook um mehr als 1000 User erhöht. Was mich überrascht hat: Das Facebook-Profil des vermeintlichen Täters sammelt nach wie vor jeden Tag neue Freunde, und auch dort findet ein reger Austausch statt.

Entspricht die Resonanz den Erwartungen?

Nach Rücksprache mit dem Verlag ist "Deathbook" das bisher erfolgreichste E-Book Plus Projekt des Rowohlt Verlags. Alle bisher erschienenen Episoden standen in den Top Five von iBooks und auch die Amazon App ist direkt auf Platz eins der Apps eingestiegen. Es ist eine große Herausforderung, die Aufmerksamkeit der Leser über zehn Wochen hoch zu halten. Umso mehr freut es, dass es wöchentliche Absatzzuwachsraten, eine stetige Erweiterung der Leserschaft und eine gute Konversionsrate von der Gratis- zu den Bezahlepisoden zu verzeichnen gibt. Derzeit ist die Kampagne noch in vollem Gange und wir arbeiten weiter daran, unser ehrgeiziges Absatzziel zu erreichen.

Werden die Themen, die Sie über die Geschichte transportieren, wie Offenlegung und Transparenz persönlicher Daten und Spuren im Netz, tatsächlich diskutiert?

Ich bin selbst überrascht, dass diese Thematik, die im Zuge der NSA-Affäre tägliche Medienpräsenz erlebt, bei den Usern immer noch für Überraschungen sorgt. Viele geben mir gegenüber zu, viel zu leichtfertig mit ihren Daten umzugehen. Viele wissen nicht, wie leicht sich Handys über einen QR-Code kapern lassen und wie leicht sensible Daten auf diesem Wege ausgelesen werden können. Der Informationsbedarf ist hier noch sehr hoch. Auch die Thematik des digitalen Erbes wirft immer wieder Fragen auf.

Wie läuft der Blog "Posten und Sterben"?

Der Blog "Posten und Sterben" sollte den Prolog desDeathbook erzählen und einen Eingang in die Geschichte schaffen. Das hat auch wunderbar funktioniert. Wir haben dort mehr als 15 000 Aufrufe. Die Reaktionen auf den Blog, die mich über die sozialen Netzwerke erreichen, sind vielfältig. Sie reichen vom Rätselraten darüber, wer der geheimnisvolle Blogger sein könnte, bis hin zur aktiven Diskussion in den verschiedenen Literatur-Blogs.

Sie führen in dem spannenden Serien-Krimi selbst als Andreas Winkelmann die Ermittlungen, wie viel Autobiografisches floss in die Geschichte ein?

Ich habe bewusst viel Autobiografisches einfließen lassen, um die Grenzen zwischen Realität und Fiktion zu verwischen. Meine Arbeitsweise, mein Lebensumfeld, mein Auftreten in den sozialen Netzwerken, all das spiegelt meinen Alltag wieder. Einzig meine familiäre Situation habe ich nicht in die Geschichte aufgenommen. Es muss Grenzen geben, auch für mich.

Die Schilderungen der Morde des Psychopathen gehen teilweise an die Schmerzgrenze. Wie kommen Sie auf diese grausamen Details?

Ich habe ganz bewusst darauf verzichtet, nach realen Morddetails zu recherchieren. Vielmehr beruhen die Details ausschließlich auf meiner eigenen Fantasie. Mir war es dabei nicht wichtig, technisch ausgefeilte Tötungsmethoden zu erfinden, ich wollte darstellen, wie wichtig es dem Täter ist, seinen Opfern beim Sterben zusehen zu können. Das ist in der einen oder anderen Szene tatsächlich auch an meiner Schmerzgrenze.

Leben Sie eigene Ängste in den Geschichten aus?

Das ist schwer zu beantworten. Meine eigenen Ängste resultieren aus dem Wissen darum, was Menschen aneinander antun können - und es oft genug ohne Skrupel und Mitgefühl auch tun. Ich würde nicht sagen, dass ich meine Ängste in der Geschichte auslebe, aber sie bilden die Grundlage meiner Fantasie und sind damit Bestandteil in allen meinen Geschichten.

Warum haben Sie das Krimigenre gewählt?

Zum einen, weil ich in diesem Genre zu Hause bin. Ich schreibe Thriller, mitunter auch Psychothriller, wobei die Grenze schwer zu fassen ist. Gerade in diesem Genre lässt sich die Bandbreite menschlicher Emotionen mit den soziologischen Aspekten unserer modernen Gesellschaft auf spannende Art und Weise kombinieren. Und dafür kann ich mich begeistern, immer wieder neu.

Wie legen Sie Ihre Geschichten und Personen an? Steht die Handlung am Anfang fest?

Ich schreibe intuitiv. Wenn ich eine neue Geschichte beginne, habe ich eine Grundidee im Kopf, und von der lasse ich mich leiten. In der ersten Rohfassung eines Romans habe ich weder einen vorher festgelegten Plot noch fertig angelegte Figuren. Ich lasse beides sich während des Schreibens entwickeln. Die Feinheiten kommen dann in der zweiten und dritten Überarbeitung. Diese Art des Schreibens ist für mich selbst sehr spannend, da ich nie weiß, wie eine Geschichte endet und wer überlebt.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

Die reine Schreibarbeit am Deathbook ist abgeschlossen, sodass ich mich gedanklich seit einiger Zeit mit einer neuen Geschichte beschäftige. Diese Geschichte ist sehr spannend und sehr grausam, gerade weil sie sich mit aktuellen Themen befasst und sie auf eine Art und Weise kombiniert, wie man es kaum für möglich gehalten hätte. Nicht hier bei uns, im beschaulichen Deutschland. Diese Geschichte hat aber nichts mit moderner Kommunikation und sozialen Netzwerken zu tun. Es gibt abseits davon mehr als genug spannende, abgründige Themen. Mehr will ich hier noch nicht verraten.

"Deathbook": Eine Gesamt-Edition erscheint am 6. Dezember, zusammen mit dem E-Book für alle E-Ink- Reader und in der Print-Ausgabe bei Wunderlich im Rowohlt Verlag. Originalausgabe 448 Seiten, Buch ISBN 978-3- 8052-5064-1, 14,95 Euro. Als E-Book erhältlich: ISBN 978-3-644-21321-0.