Sachbeschädigung: Ein Unbekannter zerstört Fahrräder vor Einkaufsmärkten

Der pensionierte Lehrer Günter Kreusch steigt gern aufs Fahrrad. "Schon wegen der Gesundheit und weil es in Neuschönningstedt zurzeit keinen Supermarkt gibt", sagt er. Doch seit ein paar Wochen fährt bei dem 73-Jährigen die Angst mit, dass er das mit Einkäufen beladene Rad auf dem Rückweg schon wieder schieben muss. Denn auf den Parkplätzen der Supermärkte und Discounter treibt sich ein irrer Tacker um. Schon dreimal hatte ein Unbekannter in Glinde den Reifen mit einer Krampe aus einem Tacker zerschossen. Auch gestern musste Hobby-Bastler und Nachbar Günter Heinrich (83) erste Hilfe leisten. Kreusch stand wieder auf dem Schlauch.

Und er ist nicht der einzige: Im Fahrradgeschäft "2Rad Point" von Torsten Mielke am Grenzweg 30 hatten seit einem Monat etwa 16 Kunden einen getackerten Reifen. "Einmal war sogar jemand auf der Durchreise. Zum Glück konnte ich ihm schnell helfen und den Schlauch austauschen."

Auch Günter Heinrich hat in seiner kleinen Fahrradwerkstatt im Garten des Einfamilienhauses am Mittelweg 8 zurzeit alle Hände voll zu tun. Der gebürtige Ostpreuße, der in den 90er-Jahren Hunderte Räder für Kinder im heutigen russischen Nesterow gesammelt und aufgearbeitet hatte, leistet nun nachbarschaftliche Hilfe. Eine 59-jährige Neuschönningstedterin, die ihren Namen nicht nennen möchte, war schon viermal bei dem Rentner. "Das ist eine unsinnige Sauerei", sagt sie. "Weiß der Unbekannte überhaupt, was er uns antut. Viele ältere Menschen sind darauf angewiesen, mit dem Fahrrad nach Glinde zum Einkaufen zu fahren." Meistens passierte es morgens. "Mal in der Tiefgarage, mal am Fahrradständer", sagt sie. Dann stehe sie da mit ihren Tüten. Das Ärgernis sei längst Gespräch im Stadtteil, sagt die Reinbekerin, die jetzt bei der Polizei in Glinde Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet hat. Auf der Glinder Polizeistation ist sie bisher die einzige. Sie appelliert deshalb an andere Geschädigte, ebenfalls Anzeige gegen unbekannt zu erstatten, damit das "irre Treiben" vielleicht endlich ein Ende hat und sie wieder unbeschwert zum Einkaufen fahren kann -- und vor allem zurück.