Interkommunales Forum: Einzelhändler diskutierten über kreative Vermarktungsstrategien

Einzelhändler, die keiner Kette angehören, haben es schwer, sich in den Innenstädten zu behaupten. "Zudem müssen sie sich gegen den Internethandel durchsetzen", sagt Regina Schroeder von der Citymanagement-Firma "CIMA". Für fast die Hälfte der Konsumenten sei Shoppen im Netz so attraktiv wie der Besuch eines Geschäftes. Deshalb stellten sich Ladenbesitzer die Frage: Was tun? "Auf jeden Fall nicht den Kopf in den Sand stecken", riet Schroeder. Die Betriebswirtin referierte auf Einladung des Interkommunalen Forums Einzelhandel über "Kreative Veranstaltungen aus Deutschlands Handelslandschaft". Zwölf Einzelhändler informierten sich über Marketing-Strategien. Schroeder stellte eine Bäckerei vor, die zum "Westernfrühstück mit Line Dance" einlädt. Oder einen Düsseldorfer Bettenhandel, der Prominente zum "Matratzen-Talk" lockt.

Wie sich herausstellte, haben auch Reinbek, Wentorf und Glinde einiges zu bieten. "'Buchgenuss nach Ladenschluss' bringt uns mit wenig Aufwand einen hohen Bekanntheitsgrad ein", so Ina Skarka-Müller, Inhaberin der Reinbeker Buchhandlung Erdmann. Kunden verbringen nach Ladenschluss für je fünf Euro bis zu drei Stunden ungestört in der Buchhandlung.

Jörg Stamer, Chef der Pension "Haidhus" in Neuschönningstedt, wirbt lieber in Gemeinschaftsaktionen mit der Glinder Gewerbevereinigung (GVG). "Da stelle ich mich auch mal hin und verkaufe Bretzeln an Kinder", sagte er. "Wenn die groß sind, empfehlen sie mich vielleicht weiter."

Wunsch nach verkaufsoffenen Sonntagen

Es sei jedoch immer schwieriger, Kollegen zu gemeinsamen Aktionen zu bewegen, sagte Thomas Meyer, der zweiter Vorsitzender der Gewerbevereinigung Glinde ist. "Was noch gut läuft, sind die verkaufsoffenen Sonntage mit dem Autofrühling", so Meyer. Ähnlich sehe es in Wentorf aus. Und man müsse die Termine der Wettbewerbsstandorte koordinieren, damit man sich nicht gegenseitig das Publikum abgrabe.

Mehr Koordination wünscht sich auch der Wirtschaftsbeauftragte der Stadt Reinbek, Michael Pohle. "Wir bekommen immer wieder Anfragen von Geschäften, die anlässlich ihrer Jubiläen an einem Sonntag öffnen wollen", sagte er. "Das ist nicht möglich. Verkaufsoffene Sonntage fallen in das Landesrecht und müssen von der Politik erst beschlossen werden." Die Einzelhändler und Mitarbeiter der Stadtverwaltungen konnten nur darüber spekulieren, warum in Reinbek bisher kein verkaufsoffener Sonntag zustande kam. In Wentorf gibt es hingegen jährlich vier, in Glinde zwei. Skarka-Müller meinte, die Einzelhandelsgeschäfte lägen in der Reinbeker Innenstadt zu weit auseinander. Auch die Kombination Stadtfest mit verkaufsoffenem Sonntag bringe ihr nichts. Skarka-Müller: "Steht eine Bierbude vor meiner Buchhandlung, habe ich verloren. Die Leute, die dort feiern, wollen keine Bücher kaufen." Beraterin Regina Schroeder plädierte für gemeinsame Aktionen: "Denkbar wäre ein Buchstabenrätsel, das durch mehrere Geschäfte führt und mit Gewinnen lockt."