Entrümpelung: “FreiRaum“ und Sozialkaufhaus “Mehrwert“ bieten neuen Service an

. Es klirrt. Azubi Kristian Reimers blickt hinunter und findet einen reich verzierten Schlüssel am Boden. "Der hatte sich wohl im Futter versteckt", sagt der angehende Fachlagerist, stellt den Sessel auf dem Gehweg ab und bewundert das vermutlich uralte Fundstück. Reimers ist heute mit fünf seiner Kollegen vom Reinbeker Unternehmen "FreiRaum" und einem Laster vor den Mehrfamilienhäusern an der Chrysanderstraße vorgefahren, um eine Wohnung zu entrümpeln.

Zwischen Couch, Bett und Tisch finden sich in der Wohnung im ersten Stock auch persönliche Hinterlassenschaften. So blüht auf der Kommode eines Zimmers noch eine Sonnenblume und auf der Fensterbank säuselt ein altes Holzradio - nur Tage zuvor ist der ehemalige Bewohner, ein Rentner, hier noch seinem regulären Tagesablauf gefolgt. Nun, nach dem Umzug des Mannes in ein Altenheim, leeren sich die Räume zunehmend. Ganz so, als ob die Geschichte eines ganzen Lebens hier langsam aufgelöst wird. Mit viel Muskelkraft schleppen sechs junge Männer ein Möbelstück und Elektrogerät nach dem anderen aus dem ersten Stock des Rotklinkerbaus.

Ihr Ende finden die Einrichtungsstücke nach der Räumung aber nicht zwangsläufig auf dem Recyclinghof. "Wir prüfen, ob sich die Gegenstände zum Weiterverkauf eignen", erklärt Alexander Rhein, Standortleiter des Ausbildungsverbundes Stormarn/Lauenburg. Denn die Entrümpelungsfirma bietet ihre Dienste in Kooperation mit dem Sozialkaufhaus "Mehrwehrt" an der Halskestraße 4 an - eine Marktlücke.

Schmuckstücke wie Bilderrahmen, oder ein gut erhaltener Nachttisch werden dem Sozialkaufhaus gespendet, dort können Bedürftige die Stücke für wenig Geld erwerben. Die Gegenstände, die noch einen Verkaufswert haben, werden dem Rentner zum Restwert mit den Kosten für die Entrümpelung verrechnet. "Wenn wir die Wohnung ausräumen und den Großteil der Einrichtung weiterverkaufen können, kann das sehr günstig werden", sagt Rhein. In einigen Fällen habe der Kunde dann nur noch 80 Euro zahlen müssen. Um das abzuschätzen, besichtigte ein "FreiRaum"-Mitarbeiter den Bestand vor Ort. Kalkuliert wurde dann nach Etagenhöhe, Wohnort und Menge. Zudem musste für den Laster noch eine Parkverbotszone eingerichtet werden.

Gegründet wurde das neue Tochterunternehmen des Ausbildungsverbundes unter dem Dach der Norddeutschen Gesellschaft für Diakonie erst im Februar. Sein Geschäft verdankt Rhein der Nachfrage: "Viele Menschen, die dem Sozialkaufhaus Möbel spenden und uns beim Transport um Hilfe bitten, haben ein Entsorgungsproblem." Daraus habe man nun ein Angebot geschaffen. "Zudem profitiert das Sozialkaufhaus davon, dass wir Wohnungen gezielt nach verwertbaren Gegenständen ausräumen und sie spenden", erklärt Rhein. Neben der professionellen Entrümpelung von Wohnungen, Häusern, Dachböden, Schuppen und Garagen, bietet "FreiRaum" auch Umzugshilfe an.

Heute aber soll die komplette Möblierung des Rentners entsorgt werden. "Die Frage, die wir uns in so einem Fall immer stellen: Muss das alles wirklich auf den Recyclinghof?", betont Rhein. So kann heute in der Chrysanderstraße zum Beispiel eine alte, in dunkelblaue Seide gekleidete Holzmarionette vor der Entsorgung gerettet werden. "Irgendjemand im Sozialkaufhaus freut sich schließlich immer über solche Dinge", sagt Rhein.