Möllner Landstraße: Vollsperrung wegen Baustelle zwingt Pächter der Shell-Tankstelle zu schließen

Bereits seit Juni kurven Baufahrzeuge vor der Shell-Tankstelle von Ralf Wächter - allerdings nicht, um ihre Tanks mit Diesel zu füllen. Unter der Möllner Landstraße werden Rohre zur Entwässerung verlegt, die Straße wird anschließend von der Stadt mit neuem Belag versehen. Jetzt kommt es für den Unternehmer noch härter: Er muss seine Tankstelle von Morgen an für vier Tage schließen. Ein Teil der Straße wird für die Asphaltierung komplett gesperrt. Dann ist nicht einmal mehr die einzige Auffahrt befahrbar, die Wächters Tankstelle derzeit noch hinter Bauzäunen und Absperrungen mit der Außenwelt verbindet.

Bereits jetzt sei der Umsatz im Shop um die Hälfte gesunken, um ein Viertel sei der Benzinverkauf zurückgegangen. "Es ist schon etwas langweilig geworden", sagt Wächter, der mit Baustellenrabatten, Service in der Werkstatt und selbst gebastelten Hinweisschildern um die Kunden kämpft. Vier gelbe Schilder mit dem Muschellogo weisen den Weg von der Haidkrug-Kreuzung durchs Baustellenlabyrinth zu seinen Zapfsäulen. Die improvisierten Wegweiser hatte er sogar einmal von der Autobahnmeisterei abholen müssen: "Sie waren abmontiert. Ich wusste nicht, dass ich sie nur innerhalb der Ortsgrenzen aufhängen darf."

Die Baustelle vor der Tür bereitet Wächter zunehmend Sorgen. "Ich habe mich lange darauf vorbereitet, etwa 50 000 Euro angespart, um über die Durststrecke zu kommen." Und die hat bereits vor der Vollsperrung zum Umsatztief geführt. "Am vergangenen Sonntag habe ich lediglich 4000 Liter Kraftstoff verkauft", berichtet der Unternehmer. An guten Tagen fließen schon mal 14 000 Liter in die Tanks der Autofahrer. Einen Cent pro Liter bekommt der Marken-Händler als Provision von der Gesellschaft Nord-Öl, bei der er Pächter ist. "Ohne den Verkaufsshop und die Werkstatt könnte ich nicht überleben", sagt Wächter, der die Tankstelle 2001 von seinen Eltern übernommen hat und vier Vollzeitkräfte und fünf Aushilfen beschäftigt.

Die haben jetzt erst mal Pause, bis auf einen Notdienst, der dafür sorgen soll, dass die Waschanlage ab und zu angeschmissen wird. "Mehrere Tage Stillstand bekommen den Anlagen nicht gut", so Wächter. Doch bis zur Zwangsruhepause ist noch einiges zu tun. Brötchen und Blumenlieferanten müssen abbestellt, immer wieder Kunden vertröstet werden, die noch einen Werkstatttermin brauchen. Denn auch die muss schließen. "Wer will schon sein Auto von Dienstag bis Montag in der Werkstatt stehen lassen", sagt Wächter. Und wenn der neue Asphalt wegen des Wetters nicht aufgebracht werden kann, wäre er vielleicht noch länger abgeschnitten. "Das wollen wir nicht hoffen", sagt Wächter, der die Sperrung für einen Kurzurlaub mit seiner Frau auf Helgoland nutzt.

Eine Entschädigung gibt es übrigens nicht. Die könnte nur sein Vermieter und auch nur als Schadensanspruch erwirken, wenn Stadt oder Zweckverband abwendbare Härten oder grobe Fehler verschulden. Ansonsten ist die Baustelle "höhere Gewalt". Wenn alles gut läuft dauert die Vollsperrung nur bis Sonntag, 6 Uhr. Ab dann freut sich Wächter wieder auf Kunden. Die Bauarbeiten dauern noch bis mindestens Frühjahr an.