Standort: Neuer Vorstoß aus dem Rathaus

"Es geht um Minuten", das sei der Knackpunkt, der für Hans Helmut Enk (CDU) aus der Debatte um den Standort der neuen Feuerwache übrig geblieben ist. Seine Fraktion hatte bisher den von der Verwaltung favorisierten Mühlenredder abgelehnt. Laut einer neuen Vorlage aus dem Rathaus kommen jetzt auch Experten aus dem Innenministerium, der Fachaufsicht des Kreises, der Kreiswehrführer, die Polizei und die Hanseatische Feuerwehrunfallkasse zu dem Ergebnis, dass die Hilfsfrist von zehn Minuten nur vom Mühlenredder aus eingehalten werden kann. An diesen Fakten komme auch er nicht vorbei, so Enk, der ein Umdenken seiner Fraktion nicht ausschließt.

Doch selbst wenn alle zehn CDU-Stadtverordneten umdenken und für den Mühlenredder stimmen, findet sich mit den Stimmen der Mühlenredder-Befürworter aus FDP und dem Einzelkandidaten Klaus Peter Puls noch keine Mehrheit für einen Neubau der Wache auf dem Grandplatz im Sportzentrum.

Und längst nicht in allen Fraktionen wird der neue Vorstoß aus dem Rathaus so pragmatisch aufgenommen. Von SPD und Grünen gibt es harte Kritik an der Verwaltungsvorlage zum Standort des Feuerwehrgerätehauses. Sie sei tendenziös, nicht überzeugend und missachte Beschlüsse der Politik, die sich mehrheitlich gegen den Mühlenredder als Standort ausgesprochen habe.

"Ich erlebe das erste Mal, dass ein Verwaltungschef die gleiche Vorlage einbringt, die schon einmal abgelehnt wurde", sagt Günther Herder-Alpen, Fraktions-Chef der Grünen wütend. Seine Fraktion halte nach wie vor ein Grundstück beim Betriebshof an der Hermann-Körner-Straße für die beste Option. "Die Fakten, dagegen aufgeführt werden, stimmen teilweise nicht", kritisiert Herder-Alpen, den die Vorlage nicht "wirklich überzeugt".

Eine Vorgehensweise nach dem Motto "Friss oder stirb" werde es mit der SPD nicht geben, macht auch Fraktionschef Volker Müller deutlich. "Ich kann mich nur wundern, dass uns die Vorlage unter Druck untergejubelt werden soll", denn nach einem gültigen Beschluss aus der Politik sei der Mühlenredder eigentlich tabu. Und dann komme die Verwaltung mit der Vorlage, dass nur dieser Standort gehe. Für die SPD spreche nicht nur dagegen, dass am Mühlenredder sieben Eichen für die neue Einfahrt zur Feuerwache gefällt werden müssten. Vor allem gehe es um die Sicherheit von mehr als 1000 Schulkindern, die gefährdet sei, wenn dort die Einsatzfahrzeuge ein- und ausrücken. "Unsere Bedenken werden von Bürgermeister Axel Bärendorf nicht ernst genommen", kritisiert Müller.

Heinrich Dierking (Fraktionschef Forum 21) war am Wochenende verreist und hatte die Vorlage noch nicht gelesen, erklärte aber per E-Mail: "Wir stimmen nur für einen Standort im Eck Kampsredder, Schönningstedter Straße, Sachsenwaldstraße. Einer Kirchturm-Planung für zehn bis 15 Jahre geben wir keine Stimme."

Bürgermeister Axel Bärendorf, der ebenfalls wegen einer Tagung nicht in Reinbek war, hatte am Freitag keine Zeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Bauamtsleiter Sven Noetzel kann die ganze Aufregung nicht verstehen. "Die Beschlussvorlage besteht zu 80 Prozent aus Stellungnahmen anderer", entgegnet er dem Vorwurf, sie sei tendenziös. Außerdem gebe es keinen Beschluss des Fachausschusses gegen den Standort Mühlenredder, sondern es sei lediglich ein Vorschlag der Verwaltung nicht angenommen worden. Eine erneute Prüfung könne nicht verwehrt werden: "Was sollen wir machen, sollen wir keine Feuerwehr bauen?"