Kantorei probt mit Gastsängern und -Chören Mendelssohns “Elias“

Allein die gut 80 Mitglieder der Kantorei der Maria-Magdalenen-Kirche bringen es auf etwa 4800 Übungsstunden, um den "Elias" von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) am Sonnabend, 16. November, in der alten Kirche an der Schönningstedter Straße aufzuführen. Dazu kommen die Proben der 40 Musiker des Bach-Orchesters Lüneburg, der acht Solisten und sechs Kinder aus dem Bergedorfer Hansaprojekt.

"Das wird ein echtes Event, ganz großes Kino", sagt Kantor Hartmut Petry (63) schelmisch. Doch wahrscheinlich hätte Mendelssohn diese Formulierung gefallen. Denn er hat das Oratorium um den biblischen Propheten Elias mit viel Spaß für "recht dicke, schwere und volle Chöre" geschrieben, wie er 1837 einem Freund schrieb. Hintergrund waren die gigantischen Singvereine der Zeit, die teils mehrere Hundert Sänger auf die Bühne brachten. Zur Uraufführung des "Elias" 1846 brachte ein Sonderzug die 300 Mitwirkenden von London nach Birmingham.

Heute kaum vorstell- und umsetzbar. "Mit etwa 140 Aktiven kommen wir in der Kirche an die Grenze", sagt Hartmut Petry, Kantor mit der Ein-Viertel-Stelle. "Schließlich sollen auch noch die 400 Zuhörer Platz finden." Diese können sich auf ein romantisches Werk freuen, das die Highlights im Leben des starken und mutigen Propheten beschreibt. Mendelssohn spart nicht mit Humor, wenn er Elias mit der Priesterschaft nicht nur eine Wette eingehen, sondern sie auch veräppeln lässt. Nicht nur dieses achtstimmige Chorstück verlangt den Sängern einiges ab.

Da sind die Chormitglieder, die den Elias 2001 schon einmal mit Petry aufgeführt haben, im Vorteil. "Es ist etwas einfacher. Aber es gibt im hinteren Teil dennoch sehr kurze Sequenzen, bei denen es auf Präzision ankommt. Das ist anstrengend", sagt Antje Hirschbrich (57), die Alt singt. "Es ist anspruchsvoller als man denkt und sehr variantenreich", sagt Gregor Harbs (41), der eigentlich Bass singt, aber beim "Elias" den Tenor verstärkt und beiläufig andeutet, dass immer Tenöre gesucht werden. "Unbedingt melden!", sagt er.

Auch Jörg Meiners (48, Bass) findet, dass das romantische Werk anstrengend zu singen ist. "Der Chor singt sehr lange, in häufigem Wechsel mit den Solisten und hat manchmal nur einen Einwurf - nur eine Chance..." Elma Marin (71, Sopran) kennt zwar kein Lampenfieber: "Aber ich mache vor der Aufführung nichts Wichtiges mehr."

Alle haben übrigens mittlerweile Fragmente des Werkes wie Ohrwürmer im Kopf. "'Ein feuriger, feuriger Wagen', wenn Elias in den Himmel fährt, begleitet mich zurzeit ständig", sagt Gregor Harbs, dessen Frau und Schwiegereltern auch in der Kantorei mitsingen. "Das gibt manchmal ein Betreuungsproblem für unsere Kinder (8, 10)", sagt er. "Wenn die Familie und der Partner nicht mitziehen, geht das nicht", bestätigen alle.

Glücklicherweise ist das kein Problem. Wie überhaupt ein sehr gutes Einvernehmen in der Kantorei herrscht, die Hartmut Petry 2014 seit 30 Jahren leitet. "Er schafft es, uns mit herzlichem Umgang und humorvollem Ton zu lenken. Viele kommen seinetwegen - aus Glinde, Bergedorf, Öjendorf, Wentorf, Hamburg und Ahrensburg", berichten die Sänger. Petry selbst reist nun stets aus Plön an, wohin er im Sommer mit seiner Frau gezogen ist.

Großer Einsatz für die Musik. "Andere haben andere Hobbys. Es macht einfach Freude in dieser Gemeinschaft zu singen", sagt Jörg Meiners und spricht den anderen aus der Seele.

Karten gibt es für zwölf bis 22 Euro in der Bismarck-Apotheke (Bahnhofstraße), in der Buchhandlung Ursula von Gellhorn (Täbyplatz) und im Kirchenbüro (Kirchenallee).