Rückzug aus dem Naturschutzgebiet

Die Testphase dauerte gestern fünf Stunden. Dann stand fest: Das zuerst geplatzte, dann geflickte Abwasserrohr im Wohltorfer Naturschutzgebiet hat der Druckprobe standgehalten. Nach mehr als zweiwöchigem Stillstand hat die Stadt Reinbek gestern am Krabbenkamp wieder die Pumpen angestellt und das Abwasser des Stadtteils mit fünf Bar durch das rund 300 Meter lange Rohr gedrückt. "Im Normalbetrieb arbeiten wir mit einem Bar", erklärt Sven Rosenbaum, Mitarbeiter im Reinbeker Tiefbauamt, der das Projekt von Anfang betreut.

Mit dem erfolgreichen Probelauf hatte sich die Theorie bestätigt, dass das Rohr nur an einer Stelle geplatzt war und sich das Abwasser dann im Bereich der Billewiesen seinen Weg gesucht hatte. Unbemerkt hatte sich, wie berichtet, ein Fäkaliensee entlang der Bille gebildet, der von aufmerksamen Anwohnern entdeckt worden war. Die Wasserbehörde des Kreises Ratzeburg geht anhand von Pilzablagerungen davon aus, dass das Rohr bereits vor Monaten geplatzt war.

Die Firma geestra-bau hatte sich des Problems angenommen, per Hand Bohlen ins Naturschutzgebiet geschleppt und mit einem fünf Tonnen schweren Minibagger nach dem Leck gesucht. Es war zunächst die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen, jedoch schnell von Erfolg gekrönt. Bereits am ersten Tag hatte die Fachfirma die schadhafte Stelle gefunden. "Grund waren vergammelte Schrauben. Das ist extrem ärgerlich", erklärt Sven Rosenbaum, der sicher ist, dass bereits die ausführende Firma vor 40 Jahren nicht sauber gearbeitet hat.

Während die Firma geestra-bau heute den Rückzug aus dem Naturschutzgebiet vorbereitet, laufen bereits die Vorbereitungen für die Rohrprüfungen auf Reinbeker Gebiet. Zu befürchten steht, dass eine Firma Anfang der 1980er-Jahren dort ebenfalls nicht technisch sauber gebaut hat, und auch dort das Rohr angeschlagen ist. Darüber hinaus treibt die Stadt Reinbek den Schachtbau voran, um die Voraussetzungen für eine problemlose Befahrung mit einer Kamera zu schaffen.

Bei diesem Problem-Projekt haben die Stadt Reinbek, die Untere Naturschutzbehörde sowie die Wasserbehörde des Kreises schnell an einem Strang gezogen. Die Devise: Schnell rein ins Gebiet und möglichst schnell wieder raus. "Wenn dieses Projekt nicht mit einer Umweltverschmutzung einhergehen würde, würde ich sagen, dass es Spaß gemacht hat. Denn alle haben sehr schnell, sehr gut zusammengearbeitet", zieht Rosenbaum Bilanz. Ob es bei der Reparatur des Rohres bleibt, oder ein neues gelegt werden muss, klärt sich in den kommenden Monaten. Die Anwohner des Pumpwerkes im Krabbenkamp dürften aufatmen. Denn der Lkw, der rund um die Uhr für 3500 Euro pro Tag das Abwasser abgefahren hat, startete gestern zum letzten Mal den Motor.