Fäkaliensee: Experten ziehen für die Natur an einem Strang

Das Problem stinkt zum Himmel, zur Ursache kommt man nur mit Gummistiefeln und bei der Lösung ist Kooperation gefragt. Der Fäkaliensee im Naturschutzgebiet in Wohltorf - hervorgerufen durch ein kaputtes Abwasserrohr und entdeckt am vergangenen Freitag - beschäftigt derzeit nicht nur die Stadt Reinbek, der das Rohr gehört, sondern auch die Wasserbehörde sowie die Untere Naturschutzbehörde des Kreises, einen Landschaftsplaner, ein Ingenieurbüro und eine Tiefbaufirma mit einem Faible für schwierige Fälle. Experten aller Bereiche trafen sich gestern an der Unglücksstelle, um zu beraten, wie man das Problem am schnellsten und umweltschonendsten lösen kann. Einfach wird das nicht.

Denn das kaputte Rohr verläuft mitten durch das Naturschutzgebiet Richtung Bille. Wo genau, steht aufgrund schwammiger Kartierungen nur ungefähr fest. Um zur Leckage vorzudringen, muss die Firma geestra-bau aus Geesthacht 1,60 bis 1,80 Meter tief buddeln. Und das in einem geschützten Gebiet, in das man nicht mit schweren Maschinen fahren darf und zudem immer wieder im schlammigen Untergrund versinkt. Schon erste Versuche mit einem Spaten haben ergeben, dass immer wieder nachfließendes Grundwasser die Arbeiten extrem erschwert.

Lösung mit kleinem Bagger und Hartholzmatratzen

Deshalb hat die Ingenieurgesellschaft Masuch+Olbrisch vorgeschlagen, einen kleinen Bagger einzusetzen, mit dem das Rohr freigelegt wird und gleichzeitig Entwässerungsgräben gezogen werden. "Das ist die beste Möglichkeit, um das Problem schnellstens zu lösen", betont Projektingenieur Marco Krüger. Diese Lösung favorisieren auch Sven Rosenbaum und Daniel Muchow vom Reinbeker Tiefbauamt. "Wird mit der Hand gebuddelt, dauert die Maßnahme mindestens drei bis vier Wochen", schätzt Rosenbaum.

Ein Zeitraum, in dem auch das Grundwasser abgesenkt werden würde - ein Fakt, der Telse Burghard von der Unteren Naturschutzbehörde keinesfalls gefällt. Denn das Grundwasser sinkt dann im umliegenden Gebiet ebenfalls, der Untergrund trocknet aus. Dennoch: "Für diesen Fall gibt es keine Musterlösung, wir müssen rasch handeln und dann so schnell wie möglich wieder raus aus dem Gebiet", so Burghard.

Gemeinsam einigten sich die Experten deshalb gestern darauf, das Gebiet mit einem rund 6,5 Tonnen schweren, mittelgroßen Bagger auf einer geraden Trasse zu erschließen. Die Maschine wird auf Bohlen Richtung Leckage vordringen und während der Baggerarbeiten auf sogenannten Hartholzmatratzen zum Stehen kommen. Darunter soll das vorher gemähte Schilf den Druck auf das Gelände zusätzlich abfedern. Ein bis maximal zwei Wochen werden die Arbeiten dauern, schätzt Ingenieur Carsten Gaigalat von der Firma geestra-bau. Begleitet werden die Arbeiten seiner Firma aus ökologischer Sicht von Landschaftsplaner Hans-Rainer Bielfeldt. Er unterstreicht die Einzigartigkeit des Billegebietes und drängt darauf, den Eingriff in die Natur so schonend wie möglich zu gestalten.

Abbekommen hat sie schon jetzt genug, weiß Hauke Lindemann von der Wasserbehörde des Kreises. Denn das Abwasser aus dem geplatzten Rohr ist schon seit Monaten ungehindert Richtung Bille geflossen. "Und damit auch im Reinbeker Mühlenteich gelandet", so Lindemann.