Rohrbruch mit teuren Konsequenzen

. Wenn derzeit im Reinbeker Stadtteil Krabbenkamp die Toilettenspülungen rauschen, merken das die Mitarbeiter der Firma "Canal-Control + Clean" sofort. Rund um die Uhr halten sie am Pumpwerk an der Ellerholde Wache, fahren das Abwasser von 850 Krabbenkampern mit einem Saugfahrzeug ab. Durchschnittlich zehn Kubikmeter pro Stunde werden zum Schmutzwasserkanal an der Halskestraße transportiert. Grund: Der Stadtteil ist, wie berichtet, am Freitag vom Abwassernetz genommen worden, weil mitten im Naturschutzgebiet in Wohltorf das Rohr geplatzt ist, durch das das Abwasser vom Krabbenkamp in das Rohrnetz des Abwasserverbandes Herzogtum Lauenburg fließt. Ein regelrechter Fäkalienteppich hatte sich Richtung Bille ergossen.

Kostenpunkt für den Abtransport der Fäkalien: 3500 Euro pro Tag. Die muss die Stadt Reinbek tragen, denn für das Rohr ist sie zuständig.

"Unser Stadtbetrieb und eine Ingenieurfirma sind im Naturschutzgebiet, um schnellstmöglich eine Lösung zu finden", erklärte Bauamtsleiter Sven Noetzel. Nachdem er sich ein Bild von der Lage gemacht hatte, stellte er gestern klar, dass das Rohr allem Anschein nach schon seit Längerem defekt gewesen sein muss. In einer ersten Stellungnahme hatte ein Mitarbeiter der Stadt dem Abwasserverband Herzogtum Lauenburg die Schuld am Platzen des Rohres gegeben, weil diese auf Weisung des Kreises den Stadtteil Krabbenkamp am Freitag mit dem Schließen eines Schiebers vom Netz genommen hatte. Diese Maßnahme war jedoch nur deshalb nötig, weil sich der Fäkaliensee bereits gebildet hatte.

Das betroffene, 34 Jahre alte Rohr ist zwar in den Dokumenten der Stadt nur spärlich dokumentiert, im Bauamt jedoch nicht unbekannt. Seit Monaten habe man versucht, sich ein Bild von dem Abwasserrohr zu machen, so Bauamtsleiter Noetzel. Das Problem: Es sei zu schmal, um es mit einer größeren Kamera durchfahren zu können. Zudem verlaufe es nicht gerade, sondern in Bögen. "Deshalb endeten die Fahrten mit einer sehr kleinen Kamera immer an Eckelementen", erklärt Noetzel. Von dem 350 Meter langen Rohr lägen nur Bilder von insgesamt 150 Metern Länge vor, 75 Meter am Anfang und 75 Meter am Ende. Die Stadt habe deshalb den Bau von Kontrollschächten geplant - diese Planung sei jetzt jedoch von der Realität eingeholt worden.

Das Rohr zu flicken wird keine leichte Aufgabe werden. Da großes Gerät im schwer zugänglichen Naturschutzgebiet nicht eingesetzt werden kann, müssen die Arbeiter mit Gummistiefeln und Klappspaten ihr Glück versuchen. Ein großes Problem ist dabei, das immer wieder zufließende Wasser in den Griff zu bekommen. "In Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde überlegen wir, Entwässerungsgräben anzulegen, damit das Wasser Richtung Bille fließen kann", erklärt Noetzel. Das defekte Rohrstück soll dann durch ein neues ersetzt werden.