Protest: Gegen geplante Versetzung des Jugenddiakons auf den Friedhof

Vor vier Jahren wurde Sven Jörß (42) in der Kirchengemeinde Mitte eingestellt. Nach Beschluss des Kirchenvorstands soll der beliebte Jugenddiakon von der Maria-Magdalenen-Kirche versetzt werden. Dass Jörß statt mit den Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, "Blumen auf dem Friedhof gießen soll", wollen zahlreiche Eltern und Kinder in der Maria-Magdalenen Gemeinde so nicht hinnehmen. Gestern trafen sich 180 Menschen, um mit einem Flashmob (über soziale Netzwerke im Internet initiierte Menschenauflauf) gegen die Entscheidung zu protestieren.

"Was hätte Jesus gemacht?" steht in großen Lettern auf dem Plakat der 13-jährigen Celine Wagner zu lesen. Die Bergedorferin kann es nicht fassen, dass Jörß, der liebevoll nur "Petz" genannt wird, nicht mehr für sie da sein wird. "Wir fühlen uns übergangen. Der Vorstand hat einfach etwas beschlossen, ohne die Betroffenen - die Eltern und Kinder - zu fragen", sagt Ulrike Gross-Pallmeier. Ihre Kinder (elf, 13 und 14 Jahre) wollen die Entscheidung auch nicht kampflos hinnehmen. Der Diakon habe Hunderte Jugendliche zur Mitarbeit in der Gemeinde motiviert, sogar eine Theatergruppe ins Leben gerufen. "Es gibt 20 aktive Jugendleiter", sagt auch der Student Nick Haimerl (21), der sich seit seiner Konfirmation in der Gemeinde engagiert. "Petz tut nur Gutes für uns", sagt Mathis Gross (11). Gemeinsam mit den gleichaltrigen Freunden Aaron Dunkeler und Mats Molsner fordert Mathis auf einem Plakat "Hört uns zu!"

Protestler werden im Gemeindehaus gehört

Pastor Rolf Kemper lädt die Protestler im Anschluss an seinen Gottesdienst in das Gemeindehaus: "Die Kinder und Jugendlichen sollen ihre Meinung sagen." Der Gemeindesaal quillt fast über, so viele Menschen sind gekommen. Weil nicht mehr genügend Stühle vorhanden sind, sitzen einige auf den Tischen. "Worüber wollen Sie sprechen über die Jugendarbeit oder über Jörß?", fragt Pastor Kemper. "Über Jörß natürlich!", ruft ein aufgebrachter Vater, "darum sind wir doch alle hier!" Das sei dann etwas Personelles, das dürfe und könne er hier nicht bereden. "Er hat wohl eine erfolgreiche Jugendarbeit initiiert, aber nicht die vom Kirchenvorstand gewünschte Qualifikation", wirft Dr. Dietrich Jenner vom Kirchengemeinderat ein. "Vorübergehend wird sicher einiges in der Jugendarbeit nicht so aufrechterhalten bleiben können, wie es bisher war"; räumt Jenner ein. Das Argument von Rolf Kemper, dass das Nachholen der Qualifikation eine Auflage des Vorstandes bei der Einstellung war, will Ulrike Gross-Pallmeier dann so nicht hinnehmen. "Wo steht das geschrieben", fragt sie. Hier muss dann auch Pastor Kemper passen. Nach kurzer Durchsicht des Vertrages räumt er ein, dass dieser Passus doch nicht schriftlich in der Form fixiert sei.

Mit einer Unterschriftensammlung fordern die Protestler nun die Einberufung einer neuen Kirchengemeinderatssitzung in der auch Eltern und Kinder gehört werden, damit die getroffene Entscheidung doch noch einmal überdacht wird. Bis es aber soweit ist, muss der beliebte Diakon, der gestern nicht dabei war, von Morgen an erst einmal Dienst auf dem Friedhof tun.