Kulturhistorie: Schlossgarten soll unter Schutz gestellt werden - Stadt und Politik begrüßen Eintrag

Vor 435 Jahren wandelten erstmals die Gottorfer Herzöge mit ihrem Gefolge durch den Garten um das Schloss. Viel erinnert heute nicht mehr an den damaligen Renaissancegarten, der sich bis über die heutige Bahntrasse ausdehnte. In Anlehnung an die geometrisch geformte Gartenkunst wurde in den 1970er-Jahren östlich des Schlosses in einem Wegekreuz ein rundes Wasserbecken angelegt. Das Bassin, der Obelisk und die in Form geschnittene Lindenallee nordöstlich des ehemaligen Lustgartens sind herausragende Merkmale, die Reinbeks schönen Garten jetzt offiziell aufwerten: Der Schlosspark soll als eingetragenes Denkmal besser geschützt werden.

Schon im Juni hatte sich das Landesamt für Denkmalschutz mit einem entsprechenden Vorschlag an die Stadt gewandt. Jetzt sprachen sich auch die Mitglieder des Hauptausschusses einstimmig dafür aus. "Für die Stadt bedeutet das praktisch wenig Veränderung und keinen höheren Aufwand für Pflege oder zusätzliche Kosten", warb Bauamtsleiter Sven Noetzel. Die Anlage sei bereits seit 1965 als einfaches Denkmal erfasst, was keine Schutzfunktion bedeutete. "Wir mussten uns jedoch mit dem Denkmalschutzamt schon immer vor Veränderungen beraten", führte Noetzel weiter aus. So stehen jetzt auch die mächtigen Bäume, die Mitte des 19. Jahrhunderts gepflanzt wurden, unter Schutz. Bergahorn, Ulmen, Eichen, Silberlinden, Kastanien und ein Riesenlebensbaum prägen das Bild der Anlage am idyllischen Mühlenteich.

Der früheste überlieferte Plan der Gartenanlage stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und ist in dem inzwischen vergriffenen Buch "Der Reinbeker Schlossgarten" abgebildet. Heckengesäumte, quadratische Schmuckbeete erstreckten sich bis zu den Ufern des Mühlenteiches. Es gab einen Nutzgarten mit Orangerie und Gewächshäusern, Tiergärten und Fischteichen.

Nach seiner Blütezeit verwilderte der Garten im 17. Jahrhundert infolge kriegerischer Auseinandersetzungen. 1721 wurde aus dem Schloss der Sitz von Amtmännern. Mit dem Bau der Eisenbahntrasse im 19. Jahrhundert wurden Lust- und Nutzgarten unwiederbringlich getrennt. Verschiedene Nutzungen des Schlosses vom Erholungsheim und Hotel bis zum Sitz der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft hinterließen ebenfalls ihre Spuren.

In den 1970er-Jahren kaufte Reinbek Schloss und Garten. Es folgte die Sanierung bis in die 80er-Jahre. Der Hamburger Landschaftsarchitekt Hinnerk Wehberg gestaltete den Schlossgarten, der in jüngerer Zeit auch vom Förderverein "Freunde des Schlosses Reinbek" unter anderem um Bänke und Rhododendren verschönert wurde. Auch das besonders schützenswerte Wasserbecken geht auf Wehberg zurück.

"In einem mittlerweile weitgehend verstädterten Zusammenhang bildet der Reinbeker Schlossgarten eine grüne Oase", schreiben die Denkmalschützer und laden zum Lustwandeln ein.