Gutachter: Wolf Krämer-Mandeau rät zur Kooperation - Bedingung für Oberstufe an der Gemeinschaftsschule

Werden die Schulen in der Region künftig sehr viel stärker kooperieren? Erstmals haben die Gutachter Wolf Krämer-Mandeau und Holger Bargel von der Projektgruppe "Bildung und Region" aus Bonn nicht nur eine Schulentwicklungsplanung für eine einzelne Kommune, sondern für das gesamte Mittelzentrum gemacht. Das Gutachten ist 50 Seiten dick und umfasst die Daten aller Schulen aus Reinbek, Glinde, Wentorf, Barsbüttel und Oststeinbek.

In einer ersten Runde präsentierten die Gutachter ihre Ergebnisse öffentlich am Montag im Reinbeker Sachsenwald-Forum. Nun gehen die Zahlenspiele und Überlegungen auf die Reise durch die politischen Gremien der beteiligten Städte und Gemeinden. Denn dort werden die Entscheidungen getroffen und geklärt, ob und wenn ja wie die Schulen im Mittelzentrum eine gemeinsame Schulentwicklungsplanung umsetzen können.

Der Anteil an Mädchen und Jungen, die Auslastung des Betreuungs- und Ganztagesangebotes, die Eingliederung der Schüler mit Handicap oder die Entwicklung der Sekundarschülerzahlen an den einzelnen Schulen - all das und noch viel mehr floss in das Gutachten mit ein.

Die derzeit wohl brennendste Frage für Politiker, Schulleiter und Eltern: Verträgt die Schullandschaft eine weitere Oberstufe? Im Fokus steht dabei die Gemeinschaftsschule in Reinbek. Zu bedenken gibt Krämer-Mandeau, dass eine Oberstufe an der Reinbeker Gemeinschaftsschule zwar nicht dem Reinbeker Gymnasium, sehr wohl aber den umliegenden Schulen Konkurrenz macht - der Wentorfer Regionalschule (bald Gemeinschaftsschule) sowie der Sönke-Nissen-Schule in Glinde, indirekt auch der in Barsbüttel. "Die Schulen müssten sich so aufstellen, dass keine der anderen das Wasser abgräbt", sagt er.

Schon heute gebe es in fünf Kommunen fünf Oberstufen bei 76 000 Einwohnern, das sei pro 15 200 Einwohnern eine. "De facto haben wir in der Region einen Standort mit fünften bis zehnten Klassen zu viel", zieht er Bilanz. Schon jetzt könnten einzelne Schulen nicht mit vier Parallelklassen ab der fünften Klasse planen. Die aber bräuchte man von der fünften Klasse an, um einen Jahrgang zum Abitur führen zu können.

Als mögliche Lösung schlägt Krämer-Mandeau Kooperationen vor. Als Gedanke bringt er die Gemeinschaftsschule in Reinbek und die zukünftige in Wentorf oder die beiden Gemeinschaftsschulen in Glinde ins Spiel. Bei letzteren sei auch eine Fusion denkbar. Das Gutachter-Fazit: Eine Oberstufe ja, allerdings nur, wenn die Schulen über Stadt- und Gemeindegrenzen hinweg zusammenarbeiten.

Katrin Thomas, Schulrätin des Kreises Herzogtum-Lauenburg, ging mit einer klaren Aussage aus der Veranstaltung. "Ich bin nach wie vor der Auffassung, dass eine weitere Oberstufe an der Gemeinschaftsschule notwendig ist." Der Bedarf sei vorhanden, viele Schüler müssten an umliegenden Schulen abgewiesen werden. Die Gemeinschaftsschule mit Oberstufe sei ein Erfolgsmodell, das Eltern wählten, wenn sie können.

Auch andere "heiße Eisen" fasste Wolf Krämer-Mandeau an. "Ich gehe davon aus, dass wir in ein paar Jahren überall G9 wieder haben werden." Das Abi nach neun Jahren sei Wunsch der Eltern. Das Publikum war verblüfft.