Weltwärts: Clemens Bohl in der Entwicklungshilfe unterwegs

Clemens Bohl ist gerade erst wieder gelandet, aber gedanklich hat er schon wieder die Koffer gepackt. Den 19-Jährigen hat die Reiselust gepackt. Der Wunsch ist da, noch viel von der Welt zu sehen. Ein Jahr lang hat der Sohn von Reinbeks Pastorin Barbara Schöneberg-Bohl und Probst Matthias Bohl in Indien verbracht, genauer im Bundesstaat Odisha in Ostindien. Er hat eine völlig andere Kultur kennengelernt, sich mit wenigen Brocken der dortigen Sprache verständigt, statt langer Hosen den traditionellen Wickelrock getragen, in abgelegenen Dörfern wie die Einheimischen auf dem Fußboden geschlafen und sich gefreut, wenn sie für ihn und andere Gäste ein Tier zum Abendessen geschlachtet haben. "Das ist eine große Ehre", weiß er nun.

Die fremde Welt hat sich ihm durch die Organisation Weltwärts erschlossen, bei der er sich schon gut ein Jahr vor der Abreise beworben hatte. Er und andere junge Menschen engagieren sich vor Ort in der politischen Entwicklungshilfe. Niemals gehen die Mitarbeiter jedoch belehrend vor. "Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe", so Clemens Bohl. Er hat beispielsweise Landwirten gezeigt, wie sie beim Bewirtschaften ihrer Felder möglichst kohlenstoffdioxid-arm arbeiten können. Für die Kindernothilfe hat er in den Bergdörfern Daten erhoben, den Familien Fragen gestellt wie: Habt ihr Schuhe? Wie viel esst ihr pro Tag? Das, was ihn zuweilen traurig stimmte: Es gibt Eltern, die nicht wissen, wie alt ihre Kinder sind. Mütter und Väter, die keine Ahnung haben, ob ihre Töchter und Söhne überhaupt zur Schule gehen. Und es gibt Kinder, die in ihren ersten Lebensjahren so unternährt waren, dass sie als Folge dessen sehr stark schielen.

Ganz ungefährlich war sein Job nicht. Es gab Wochen, in denen er und die anderen Freiwilligen das Camp nicht verlassen durften. Zu groß wäre die Gefahr gewesen, von der dortigen terroristischen Vereinigung in den Bergen angegriffen zu werden. "Das war schon frustrierend. Man wollte arbeiten und bei den Menschen sein, durfte aber nicht", berichtet Bohl. Auch seinen christlichen Glauben musste er im Privaten ausleben. Christen sind in der Gegend, in der er sich aufhielt, nicht gern gesehen. "Das hat mich schon eingeschränkt. Es war für diese Zeit aber okay und notwendig", sagt er mit ein bisschen Abstand.

Was ihn immer wieder faszinierte: "Die Menschen dort sind unglaublich gastfreundlich und herzlich. Sie freuen sich, wenn man sich für sie und ihr Leben interessiert und sind begeistert, wenn man ein paar Worte ihrer Sprache spricht."

Der junge Reinbeker, der in wenigen Wochen in Greifswald Kommunikations- und Politikwissenschaft studieren wird, weiß vieles wieder neu zu schätzen. "Mein eigenes, weiches Bett ist herrlich. Das hätte ich nie gedacht, dass ich mich darüber mal so freuen würde."