U-18: Reinbeker Schüler proben die Stimmenabgabe

Der Bundestagswahlkampf kommt auf Touren, und während die Erwachsenen von den Spitzenkandidaten der Parteien umworben werden, rücken die Jugendlichen unter 18 Jahren meist noch nicht in die Zielgruppe auf. Doch auch die Jüngsten haben die Wahl - zumindest auf Probe.

"Davon haben beim letzten Mal viele Gebrauch gemacht. Die CDU knapp vor den Grünen", zitiert der Jugendbeauftragte Ulrich Gerwe die Ergebnisse der "U-18-Wahl" vom September 2009. Im Jahr 2005 hatte die SPD die Nase vorn. Die Stimmenverteilung war am Gymnasium und Schulzentrum fast identisch. Auch in diesem Jahr möchte Gerwe mit der Teilnahme an dem bundesweiten Projekt junge Menschen dabei unterstützen, Politik zu verstehen, Unterschiede in den Partei- und Wahlprogrammen zu erkennen und Versprechen von Politikern zu hinterfragen.

"Im Vordergrund steht, dass Kinder und Jugendliche ihre Interessen erkennen und formulieren lernen", sagt Lehrerin Carolin Kiehn, die sich ebenfalls für das Projekt begeistert. Mit der Klasse 10 b der Reinbeker Gemeinschaftsschule am Schulzentrum Mühlenredder ist die Politik- und Mathe-Lehrerin mitten in den Wahlvorbereitungen. Auf dem Fußboden im Sitzungssaal des Rathauses liegen von den Schülern gestaltete Wahlplakate mit Positionen der Parteien, Benachrichtigungskarten werden entworfen, Fragen zur Wahl geklärt.

Tariq Wilsdorf (15), Erik Wendt (15) und Jerome Jäger (16) werden die Wahlurnen bauen und sind mit Ideen dabei. Von Politikverdrossenheit keine Spur, sie würden gern zur Wahl gehen. "Nur Erwachsene dürfen über unsere Zukunft entscheiden", bedauert Tariq, der die Themen Mindestlohn und Ausbildung in den Vordergrund stellen würde. Und natürlich die Meinungsfreiheit im Internet. Ein Thema, das auch für Jerome zentral ist: "Ich hätte da schon eine Gruppe, die ich wählen würde, aber die können das noch nicht so richtig umsetzen." Auch wenn noch nicht alles perfekt läuft, bei den Piraten fühlen sich die drei am ehesten politisch aufgehoben.

Die U-18-Wahl am Freitag, 13. September, ist analog zur echten Bundestagswahl organisiert. 500 Schüler können in diesem Jahr teilnehmen. Im vergangenen Jahr hat sich knapp die Hälfte beteiligt. Das Projekt U 18 gibt es schon seit 13 Jahren. Die Idee entstand 1996 in Berlin Mitte.