Grenzweg: Händler im Einkaufszentrum in Not

Gewerbetreibende im Einkaufszentrum Grenzweg in Neuschönningstedt sorgen sich um ihre Zukunft. Sie warten auf eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Schleswig. Anwohner hatten versucht, mit einem Eilantrag den Baustart eines Supermarktes hinauszuzögern. Nachdem das Verwaltungsgericht diese Beschwerde abgewiesen hatte, riefen sie im Mai die nächste Instanz an, weil sie sich nach wie vor durch die Baugenehmigung in ihren Rechten verletzt sehen. Seit mehr als einem Jahr ruhen jetzt die Pläne von Eigentümer Wolfgang M. Braydor. Der hatte bereits im Mai 2012 einen Vertrag mit Netto (rotgelb) geschlossen.

"Alle kleinen Läden hier am Platz hängen an dieser Entscheidung", sagt Susanne Catal, Inhaberin des Geschäftes "Susannes Welt der Spiele". Mit ihrem Spielwarengeschäft, für viele Kinder aus der Nachbarschaft Anlaufstelle nach Schulschluss, hat die Alleinerziehende sich vor zwei Jahren einen Traum erfüllt, der jetzt zu platzen droht. "Meine Stammkunden halten mich über Wasser", sagt Catal, "aber meine Reserven sind aufgebraucht - ohne Laufkundschaft wird es schwer." Die Ungewissheit zerrt an ihren Nerven: "Wenn ich weiß, es geht weiter, halte ich auch noch ein paar Monate durch."

Der Vermieter komme den Geschäftsleuten bereits mit der Miete entgegen. Wolfgang M. Braydor erklärt: "Ich weiß, es ist schwierig für die Geschäftsleute. Aber uns wird noch etwas einfallen. Schließlich hat es seit 30 Jahren einen Lebensmittelmarkt im Einkaufszentrum gegeben. Ich bleibe zuversichtlich, solange das Gericht keine gegenteilige Entscheidung gefällt hat."

Auch Renate Bösche, Inhaberin des Zeitungs- und Tabakhandels stellt fest: "Die Situation spitzt sich zu. Wenn es so weiter geht, müssen wir dichtmachen. Ohne Laufkundschaft ist es eine Zitterpartie." Ihr Mann Thomas schätzt, dass sie noch drei bis vier Monate durchhalten können. "Es geht uns allen so. Wenn ich mir überlege, was wir uns hier seit 1976 aufgebaut haben - und jetzt das: ein Trauerspiel." Seine Frau sagt: "Für die älteren Einwohner ist das hier ein Kommunikationstreff. Das bricht alles weg."

Auch die Kunden verstehen die Verzögerung nicht. "Ich bin erschüttert, dass so etwas möglich ist", sagt Karen Schönbrodt. "Da stehen doch Existenzen vor dem Aus. Und der Supermarkt sollte doch gar nicht so hoch gebaut werden." Margret Blasweiler (87) ist auf dem Platz mit einem Rollator unterwegs. "Hier ist schon alles tot. Das ist sehr traurig", bedauert sie. "Wenn ich meine Tochter nicht hätte, die mich im Auto mitnimmt, käme ich gar nicht zum Einkaufen."

Das Oberverwaltungsgericht Schleswig bestätigt, dass noch sechs Beschwerden gegen den Baustart des geplanten Netto-Marktes anhängig sind. Die Klagen waren Ende April abgewiesen worden. Es werde nur ein schriftliches Urteil geben, keine Verhandlung. Einen Termin kann das Gericht jedoch nicht nennen.