Kunstwerk: 140 Künstler haben Schloss und Park zur Bühne erklärt

Manchmal ist Kunst eine Frage der Perspektive. Thomas Richter aus der Lüneburger Heide hat seine Werke bei der Ausstellung "Kunstwerk Werkkunst" inmitten der Bäume im Park des Schlosses Reinbek platziert: Auf dem kleinen Teich schwimmt eine bemalte Leinwand, in den Bäumen hängen Fensterrahmen mit Malereien und Fotografien. Unter der Krone eines alten Baumes hängen Fotoleinwände waagerecht herunter. Auf einem weichen Lager darunter liegen Sabine und Rolf Kuropka und schauen hinauf zu den Bildern, die blauen Himmel, ein Flugzeug und Schäfchenwolken zeigen. "Die Perspektive ist schon besonders", findet Sabine Kuropka (51).

Weitere besondere Perspektiven entdeckte das Ehepaar aus Wentorf bei der jährlichen Ausstellung, für die das Ehepaar Bärbel und Normann Müller-Rousseau wieder 140 Künstler und Kunsthandwerker aus dem In- und Ausland in das Schloss und in den Schlossgarten geholt hat. Sie präsentierten am Sonnabend und Sonntag Glaskunst, Skulpturen, Malerei, Schmuckdesign und vieles mehr. Die Wentorfer waren jedoch aus einem ganz bestimmten Grund da: "Wir suchen eine große Skulptur für unseren Garten", verrät Sabine Kuropka. Etwas Besonderes, das sie auch schon bei den Ausstellungen in den Jahren zuvor gesucht haben. Diesmal, bei der 17. Ausstellung "Kunstwerk Werkkunst", ist vielleicht etwas dabei. Wichtig sei, so Rolf Kuropka (52): "Kunst für außen muss Raum für Fantasie lassen."

Viel Raum dafür ließen die Skulpturen von Mario Kusel. Der Metallkünstler von der Insel Rügen lässt seine Werke aus Stahl und Stein entstehen. Steine, die er am Ostseestrand sammelt, verarbeitet er mit Edelstahl-Hohlkörpern. So entstehen Skulpturen wie die namens "Über den Dingen", die vor der Kulisse des Schlosses zu schweben scheint. Der Reinbeker Fritz Zickermann (72) und seine Tochter Annabel Burike (40) bleiben davor stehen: Sie suchen eine Erinnerung vom Kunstmarkt, etwas Bleibendes. "Was genau, das wissen wir noch nicht, aber man muss es sehen und dann denken: Das ist es", sagt Annabel Burike aus Buchholz. Vielleicht sind es die massiven Glasskulpturen von Trijnie Mohlmann. Die Holländerin aus Groningen hat erstmals in Reinbek ihre Glaskunst aufgestellt. "Das sieht interessant aus", findet Hein von Westernhagen. Der 71-jährige Geesthachter hat bisher kaum eine Ausstellung verpasst. "Es ist hier jedes Jahr schöner und größer geworden, die Atmosphäre ist toll, die Künstler angenehm, die Kunst abwechslungsreich. Und natürlich kaufen wir auch was." Vor allem an Schmuck sind er und seine Frau Zakia (51) interessiert.

Den gab es in den historischen Räumen des Schlosses. Dort wurden auch Malereien ausgestellt. Etwa die von Michael Becker aus Bremen. Seine Werke zeigen hauptsächlich Frauen - mit Acryl auf Zeichenkarton, aus Holz geschnitzt, in Bronze gegossen. Becker mag die Atmosphäre der Ausstellung und ist deshalb schon zum achten Mal dabei. "Es passt einfach alles, das Schloss, der schöne, große Garten. Und mir gefällt, dass die Kunst hier nicht so abgefahren ist - dass es mehr Kunsthandwerk ist."