Bauausschuss: Heinrich Dierking nennt Politiker “Schweineköpfe“ - SPD sagt nun Nein zu seiner Wahl

"So einen schlechten Start hatten wir in Reinbek noch nie", gibt auch Bürgervorsteher Ernst-Dieter Lohmann (CDU) zu. Er muss in den kommenden Tagen "Feuerwehr" spielen, die Wogen glätten, denn jetzt sorgt eine Ankündigung der SPD für Furore. Die Genossen sind nicht gewillt, Heinrich Dierking (Forum 21) zum Vorsitzenden des Bauausschusses zu wählen.

Zwar sind sie sicher, dass er die fachliche Qualifikation besitzt und die nötige Erfahrung mitbringt. Doch zweifeln sie an seiner menschlichen Kompetenz. Grund: Der Vorsitzende von Forum 21 hatte die restlichen Mitglieder des Bau- und Planungsausschusses in einer Sitzung am 7. Mai als "Schweineköpfe" bezeichnet, weil sie eine andere Meinung vertraten als er. "Die Tatsache, dass Herr Dierking es bis heute versäumt hat, sich für diese Verbalinjurie zu entschuldigen, lässt erkennen, dass Herr Dierking ungeeignet ist, einen Ausschuss verantwortlich zu leiten, und auch nicht gewillt ist, sein Verhalten zu ändern", sagt SPD-Mitglied Tomas Unglaube.

Ganz offensichtlich fehle es ihm an dem demokratischen Respekt vor Andersdenkenden sowie der Bereitschaft, tolerant und gelassen mit ihnen umzugehen. Genau dies seien jedoch moralische und politische Fähigkeiten, über die ein Ausschussvorsitzender verfügen müsse.

Obwohl die Beleidigung im Sitzungsprotokoll vermerkt ist, streitet Heinrich Dierking ab, dies so gesagt zu haben. Fest steht, dass er noch versucht hatte, diese Passage aus dem Protokoll streichen zu lassen - ohne Erfolg. Er selbst mochte sich gestern auf Nachfrage zu der Sache nicht äußern, ist nur sicher, dass ein "Hauen und Stechen" beginnt, wenn er nicht zum Vorsitzenden gewählt wird. "Dann steht jeder Posten zur Disposition", sagt er.

Während CDU und Grüne noch beraten, ob sie ebenfalls gegen Heinrich Dierking votieren, legt sich die FDP schon fest: "Ich habe eine christliche Einstellung, jeder darf mal einen Fehler machen. Ich gehe aber davon aus, dass er sich entschuldigt", sagt FDP-Chef Uwe Rasch.

Die Entscheidung fällt in der Stadtverordnetenversammlung am 29. August. Einen Tag vorher muss noch der alte Bauausschuss unter der Leitung von Ernst-Dieter Lohmann zusammenkommen, um die neue Kita am Mühlenredder auf den Weg zu bringen. Die Besetzung der Ausschüsse sowie die Wahl der Vorsitzenden hat sich um Wochen verzögert, weil Hartwig Löhr (CDU) mit seiner Verweigerung, der CDU-Fraktion beizutreten, alle politischen Prozesse zum Erliegen gebracht hatte. Von seinem Sitz in der Stadtverordnetenversammlung hing ab, wie viele Sitze der CDU und den anderen Parteien in den Ausschüssen überhaupt zustehen. Jetzt ist Hartwig Löhr doch der Fraktion beigetreten, die Ausschussarbeit könnte beginnen - wenn man sich auf Vorsitzende einigt.

Da Forum 21 aufgrund des Wahlergebnisses das Zugriffsrecht auf den Vorsitz zusteht, besteht die Möglichkeit, ein anderes Mitglied der Partei ins Rennen zu schicken. Die Entscheidung, dies zu tun, liegt allein bei Forum 21.

Warum Heinrich Dierking sich bislang nicht entschuldigt hat, kann sich keiner erklären. Denn dann, beteuern alle, wäre die Sache vom Tisch.