Neubauten: Auf dem ehemaligen Hermal-Gelände entstehen 35 Wohnungen - Ende eines Verfallprozesses

Schon bald wird die Stadt einen Schandfleck weniger und eine schmucke Ecke mehr haben. Die Gebäude des ehemaligen Getränkemarktes, vormals Kino, an der Straße Auf dem großen Ruhm und der Gründungskomplex der Firma Hermal-Chemie, Danziger Straße, werden abgerissen. Bis 2015 sollen auf dem 4355 Quadratmeter großen Areal im Auftrag der Valora Grundstücks- und Immobilienverwaltung GmbH & Co. KG vier Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 35 Wohnungen entstehen. Das Bauvolumen beträgt voraussichtlich fünf bis sechs Millionen Euro.

Valora hatte Glück. Die Gesellschaft konnte zunächst das Hermal-Chemie-Gelände mit dem Privathaus des Gründers und Mäzens Dr. Kurt Herrmann (1920-1986) und seiner Frau Eva erwerben. Sie hatten die Hermal-Chemie, aus der unter anderem auch die Allergopharma hervorging, dort von 1960 an aufgebaut. Hermann engagierte sich unter anderem bei der Sanierung des Schlosses, unterstützte die Reinbeker Feuerwehr, das Johanniter-Krankenhaus in Geesthacht und gründete die Alfred-Marchionini-Stiftung, die die Forschung auf dem Gebiet der Dermatologie unterstützt. Die Stiftung veräußerte das Gelände.

Einige Zeit später konnte Valora das Eckgrundstück dazu ersteigern. Dort entstand 1962 eines der modernsten Kinos der Republik. Heinz Wemper, Schauspieler und Ex-Leiter des Sachsenwald-Theaters, zeigte dort Filme auf einer Panorama-Leinwand. Die Reinbeker wussten es nicht zu schätzen: Im "Carpe Diem" gingen die Lichter zwei Jahre später aus. Es folgten erst ein Supermarkt, dann ein Getränkehandel.

Alles Geschichte. Für Neu-Eigentümer Valora begann der Weg durch die Instanzen. 2009 belegte der städtische Aufstellungsbeschluss, dass die Stadtvertreter einer B-Plan-Änderung zustimmen würden. Dazu kam es im vergangenen Dezember. "Danach entwickelten unsere Architekten die Pläne, und vergangene Woche ist der Bauantrag eingereicht worden", sagt Elke Kelbe, die auch für die Vermietung zuständig sein wird.

Das Konzept heißt Generationen übergreifendes Wohnen. Haus I Auf dem Großen Ruhm/Danziger Straße wird 15 barrierefreie Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen mit 45 bis 70 Quadratmetern beherbergen. Zwei Gewerbeeinheiten mit insgesamt 100 Quadratmetern geben der Hausecke Gesicht.

Auf dem 4355 Quadratmeter großen Gelände wird allerdings zunächst eine Tiefgarage mit 42 Stellplätzen entstehen, 18 weitere wird es im Außenbereich geben. Zwei weitere Häuser (II und IV) bieten jeweils acht Wohnungen mit zwei bis drei Zimmern und Grundflächen zwischen 40 und 80 Quadratmetern.

"Alle Wohnungen haben entweder eine Terrasse, einen Balkon oder eine Dachterrasse", betont Elke Kelbe. Zudem seien auf den großzügigen Freiflächen ein Spielplatz und auch Fahrradunterstände vorgesehen. Das hintere Gebäude (Haus III) birgt die vier größten Wohnungen. Zweimal drei und zweimal vier Zimmer umfassen 70 bis 100 Quadratmeter. "Diese Wohnungen könnten eventuell auch verkauft werden, statt vermietet. Das ist noch nicht entschieden", sagt Elke Kelbe.

Der Abriss der bestehenden Häuser soll bereits im Herbst über die Bühne gehen. "Wir brauchen dafür zwei bis drei Wochen", sagt Architekt Julian Schwartz von QRS Architekten aus Hamburg. "Parallel planen wir weiter, schreiben aus und hoffen, dass wir im Frühjahr mit dem Bau, der gut zwölf Monate dauern wird, beginnen können", ergänzt sein Kollege Matthias Quente.