775 Jahre: Geburtstagsparty der Stadt wird zum märchenhaften Sommernachtstraum im Park

Was für ein Wochenende: vom inoffziellen Weltrekord am Freitagvormittag über das Familienfest in Schönningstedt, das rasante Seifenkistenrennen und die Nacht der Chöre am Sonnabend bis zum ökumenischen Gottesdienst gestern Vormittag im Schlosshof und zum poetisch-märchenhaften Nachmittag im Park - das Programm strotzte nur so vor Vielfalt und verlangte den Reinbekern einiges an Entscheidungen ab.

Gestern liefen das Fest zum Stadtjubiläum entspannt an: Nach dem ökumenischen Gottesdienst trafen die ersten Gäste des rot-weißen Reinbek-Picknicks ein. Unter ihnen die Schönningstedter Familie Greve - zünftig in Rot-Weiß gekleidet. Holger Greve hatte sogar ihrem Malteser-Mix Ambra ein rotes Halstuch mit weißen Herzen umgebunden. Sie nahmen auf den langen Bänken Platz. Andere Reinbeker ließen sich auf Decken nieder. "Eigentlich sollten wir das öfter machen: im Schlosspark picknicken", stellte Tania Weibezahl fest, die mit Freunden und Sohn Nikolas (8) gekommen war. Die Gruppe hatte nicht nur rot-weißes Geschirr dabei, sondern auch einen Camping-Kocher, auf dem Christian Reischig Rühreier brutzelte.

Unter den Gästen war auch eine Delegation aus der polnischen Schwesterstadt Kolo. Kasimierz Kasperkieweicz war beeindruckt von dem ökumenischen Gottesdienst und lobte Reinbek: "Eure Stadt ist tatsächlich ein wahre Perle im Grünen! Das haben wir mit eigenen Augen gesehen."

Die polnischen Gäste beschenkten Reinbek nicht nur mit einem Gemälde, sondern auch mit einer Polonaise. Als dieses Wort fiel, verließen einige Zuhörer zwar fluchtartig den Hof. Doch diese Polonaise hatte mit einem Gummihuhn- und Karo-Jackett-Träger und Schlagersänger so gar nichts gemein: Es ging viel mehr um den höfischen Schreittanz, bei dem die Paare in einer Reihe gehen, sich trennen und nach verschiedenen Formationen wieder an den Händen fassen. Angeführt von Aleksandra Jeszke-Zillmer und Hartwig Zillmer von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Hamburg folgten Kolos Erste Stadträtin Bürgermeister Urszula Pekacz und Bürgermeister Axel Bärendorf und viele, viele Reinbeker, die sichtlich Spaß hatten.

Unter die Zuschauer mischten sich bald die wunderbar poetischen Tierfiguren des Scharniertheaters und lockten ihr Publikum in den Park. Denn es folgte nicht nur das rasante Showprogramm auf der Bühne, sondern auch ein poetisch-höfisches Treiben auf den Wiesen hinter dem Schloss. "Das ist ja gemein", stellte Britta Böhler fest. "Da läuft ja so viel Schönes gleichzeitig!" Die Hamburgerin, die mit Freunden aus Reinbek unterwegs war, konnte sich nicht recht entscheiden, ob sie den Froschkönig des Scharniertheaters, den Zauberer mit seiner Show oder doch lieber den Sommernachtstraum anschauen wollte. Außerdem konnten die Gäste sich in einer echten, elf Meter langen venezianischen Gondel über den Mühlenteich schippern lassen und dabei Reinbeker Anekdoten lauschen. Margot und Michael Falkner waren dafür extra aus Kirchsteinbek gekommen. "In Venedig ist das ja nicht zu bezahlen", sagt er. In Reinbek kostete eine Viertelstunde nur 20 Euro.

Prägemeister Olaf Behring ließ den Hammer unentwegt auf Messing, Silber oder auch Gold sausen: Der über 40 Kilogramm schwere Hammer erreichte einen Anpressdruck von vier Tonnen. 250 Gedenktaler verkaufte er. Je nach Material kosteten sie zwischen 5,50 und 755 Euro. Böhler und ihre Freunde blieben beim Sommernachtstraum des VHS-Ensembles hängen - passend zur Jubiläumsparty.