Reinbek (sho). In den vergangenen Wochen hat Anke Kock viele Sommernächte bei geschlossenem Fenster geschlafen.

Vor ihrem Haus an der Kampstraße rauschte das Wasser, als wohnte sie direkt neben einem Wasserfall. Das Geräusch hat auch Nachbar Johannes Burzlaff den letzten Nerv geraubt. Verständnis haben beide dafür, dass Hamburg Wasser unter dem Gehweg neue Rohre verlegt. Kopfschüttelnd fragen sich die beiden jedoch, warum anschließend fast viereinhalb Wochen ununterbrochen Wasser laufen muss. "Gibt es im Jahr 2013 keine anderen Alternativen, um die Rohre steril zu bekommen?", fragt Burzlaff. "Das ist doch reine Wasserverschwendung", fügt Nachbarin Kock hinzu.

"Das Netz zur Trinkwasserversorgung ist im Normalfall ein geschlossenes System. Das heißt, es ist sichergestellt, dass die vielfältig in der natürlichen Umwelt vorhandenen Keime nicht ins Trinkwasser gelangen können", erklärt Ole Braukmann, Pressesprecher von Hamburg Wasser. Immer dann, wenn Arbeiten am Rohrnetz erforderlich würden - beispielsweise bei einem Wasserrohrbruch oder im Rahmen einer geplanten Erneuerung - werde dieses geschlossene System Umwelteinflüssen geöffnet.

Deshalb sei es notwendig, die neuen Leitungen zu spülen, bevor sie ins Netz eingebunden werden. "Damit wird sichergestellt, dass die strengen Vorgaben der Trinkwasserverordnung erfüllt werden und wir den Kunden ein einwandfreies und hochqualitatives Produkt liefern", argumentiert Braukmann. Das "kostbare Nass" werde auf diesem Wege nicht verschwendet, sondern verrichte einen wichtigen Dienst bei der Instandhaltung des Rohrnetzes. Die Alternative zur Rohrnetzspülung mit Trinkwasser sei der Einsatz von Chemikalien. Die einzubindende Leitung wird dabei zunächst mit Wasserstoffperoxid behandelt. Dieses müsse aber auch danach mit Frischwasser herausgespült werden. "Wir bevorzugen den chemiefreien Weg", so Braukmann.