775 Jahre: Rennvorbereitungen laufen auf Hochtouren

Wer meint, eine Seifenkiste bestehe aus zusammengezimmerten Obstkisten, vier Rädern und einem provisorischen Lenkrad, wird am Sonnabend eines Besseren belehrt. Seit Wochen tüfteln und basteln die Teilnehmer des Seifenkistenrennens hinter verschlossenen Türen an ihren Gefährten, damit sie beim Geburtstagsrennen der Stadt an der Ladestraße (10 bis 17 Uhr) Fahrt aufnehmen können. Den Spaß hat das JUZ Reinbek organisiert.

Auch acht Männer der Stadtverwaltung nehmen die Sache ziemlich ernst. "Als erstes stand fest: Wir wollen auf jeden Fall gewinnen. Als zweites: Keine Frauen im Team", sagt Bauamtsleiter Sven Noetzel schelmisch, und seine Mitstreiter lassen mit einem Augenzwinkern keinen Zweifel daran, dass ihre "Seifenkiste" einem Ferrari gleicht und selbstverständlich als erste durchs Ziel flitzen wird. Und wenn das nicht, dann wenigstens schneller als die der Frauen. Sie gehen unter dem Namen "Bremsen sind Insekten 3000" an den Start.

Da die besten Ideen bei Currywurst und Pommes rot-weiß entstehen, hat das Stadtverwaltungsteam seine Mittagspausen mehrmals in den Imbiss verlegt und die Pläne für das Gefährt ausgeheckt. Schnell fielen die Stichworte Sicherheitskonzept, Bremsverluste, maximale Reifengröße und klassisches Fahrgestell. Eins steht fest: Diese Männer haben nichts dem Zufall überlassen.

Als erstes haben sie zwei schrottreife Räder aus dem Fundbüro der Stadt mit Stahlstreben zu einer Einheit verschweißt, Sattel, Klingel und Pedale abgebaut. Den passenden Rennsitz haben sie auf dem Schrottplatz in Oststeinbek gefunden - ausgebaut aus einem Fiat Cinquecento. "Mit einem ferrari-roten Sicherheitsgurt", bemerkt Ordnungsamtsmitarbeiter Thomas Kleka (45) nicht ohne Stolz. Zusammen mit der Kopfstütze ist das Sicherheitskonzept perfekt.

Obwohl das Gefährt, das links und rechts noch mit Holzplatten verkleidet wird, einen relativ hohen Aufbau hat, rechnet das Team nicht mit Geschwindigkeitsverlusten durch Windwiderstand. "Einen niedrigen Schwerpunkt braucht man nur bei der kurvenreichen Formel 1", erklärt Kleka fachmännisch. Auf der Ladestraße geht es jedoch nur geradeaus. Weil das Gefährt ordentlich Fahrt aufnimmt, liebäugeln die Männer noch mit "innenbelüfteten Keramik-Scheibenbremsen". Und was, wenn diese abenteuerliche Konstruktion, die übrigens von Azubi Patrick Bregemann gefahren wird, nicht von der Rennleitung abgenommen wird? "Hey, wir sind doch das Ordnungsamt. Dann lassen wir das ganze Rennen einfach absagen", scherzt Sven Noetzel.