Wirtschaft: ...hat der Rentner einen Auftrag an Land gezogen

Wenn die Schiffsglocke auf dem Flur läutet, wissen alle Kollegen bei Schorisch Systems Bescheid: Dann hat das Unternehmen der Schorisch Gruppe in Glinde einen neuen Auftrag an Land gezogen. Die Schorisch-Tochter bietet Krankenhäusern, Fernsehsendern und Großunternehmen maßgeschneiderte Sicherheitsstromversorgungen an: Batterien für Operationssäle, Rechenzentren, Warnleuchten an Windkrafträdern und Ähnliches. Oft ist Heinz Pawelzik (64) beteiligt, wenn wieder ein großer Auftrag gewonnen wurde - obwohl das Urgestein der Firma nach mehr als 30 Jahren bereits in den wohlverdienten Ruhestand gegangen ist.

Der Montagsblues ist für den einstigen Serviceleiter aus Reinbek nämlich ein Fremdwort: An diesem Wochentag kommt er viermal im Monat in den Betrieb, kümmert sich um Kundenkontakte, -akquise und um Projektierung. "Darauf freue ich mich: Die Kunden rufen mich an und sind froh, jemanden zu sprechen, den sie kennen", weiß er. Seinen Nachfolger Martin Tiews hat er zwar noch eingearbeitet. "Doch mit den Kontakten läuft es im Geschäft meist nicht anders als im Privatleben", erläutert Geschäftsführerin Kirsten Schönharting, von Pawelzik nur respektvoll "Chefin" genannt. Vertrautes werde bevorzugt, und die Menschen bräuchten Zeit, um sich umzustellen. "Heinz Pawelzik ist so gut vernetzt, dass wir froh sind, dass er sein Wissen noch weitergibt", sagt sie und spricht auch für Christoph Martin, der mit ihr gemeinsam an der Spitze von Schorisch steht. "Außerdem ist es wichtig, die Geschichte eines Unternehmen zu kennen." Die Batterie sei eine vergleichsweise junge Technologie, die sich rasch entwickelt. "Vor 30, 40 Jahren hat man Batterien noch repariert", stimmt Pawelzik ihr zu.

Der Reinbeker steht zu seinem Wort. Über seinen späten Teilzeitjob, dessen Bedingungen er und "Chefin" per Handschlag besiegelten, sagt er: "Es ist schön, gebraucht zu werden, aber ich mache das nicht, weil ich eine feuchte Wohnung habe: Ich verdiene auch Geld damit." Der 64-Jährige ist ein Mitarbeiter vom alten Schlag, arbeitet zwar überwiegend im Büro, hat aber keine Angst, sich die Finger schmutzig zu machen: Wenn Not am Mann ist, zieht er den Blaumann über und schraubt stundenlang Geräte zusammen. "Das würde ich auch machen, wenn ich die Ausbildung dafür hätte", sagt Schönharting. "Uns verbindet dieselbe Mentalität, dieser Pragmatismus." Für Pawelzik zählt der Teamgeist mehr als der Muskelkater vom Schrauben. Er erklärt: "Ich mag kein Schubladendenken, versuche lieber, das große Ganze zu sehen." Mit seinen Schwächen weiß er mittlerweile auch umzugehen: "Ich bin rechthaberisch und einfach nicht kritikfähig." Ansonsten beschreibt er sich als ordentlich und gründlich, kantig und direkt.

Gründlich genießt er jetzt auch den Ruhestand - beispielsweise fährt er entspannt auf seiner 1700 Yamaha, geht zum Fliegenfischen oder genießt einfach die Freizeit mit seiner Frau Sylvia.